Amateure

Sport wird nie aus der Mode kommen

Kirche und Sport. Das hat auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun. Doch wenn man einen Blick abseits der Verbandsmeisterschaften riskiert, dann trifft man auf die Diözesansportgemeinschaft – kurz DSG. Ein eigenständiger Bewerb in jedem Bundesland.

Wenn man in Österreich von einer Fußballmeisterschaft hört, dann sind die ersten Gedanken immer direkt bei der Bundesliga und der 1. Liga. Nach einem kurzen Ausflug über die Regional-, Landes- und Oberliga, bis schließlich hin zur 1. Und 2. Klasse. Und dann?
Dann trifft man auf die Diözesansportgemeinschaft – kurz DSG. Ein eigenständiger Bewerb, der gesamte Spielbetrieb wird ausschließlich von einem DSG-Sekretariat im jeweiligen Bundesland abgewickelt. Dabei sind die verschiedenen DSG-Ligen unabhängig voneinander.

Kirche und Sport. Das hat auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun, auf den zweiten jedoch sieht man den Zusammenhang: Gemeinschaftsbildung. Sport fördert den sozialen Kontakt, es gibt niemanden auf dem Fußballplatz, der nicht per „Du“ ist. Aber die Verbindung der DSG, die es heuer seit 65 Jahren gibt, und der Kirche hat nachgelassen. Warum also hält sich dieser Verband noch immer größtenteils im Fußballgeschäft und was macht den Reiz für heutige Kicker aus?

Die DSG-Meisterschaft ist im Grunde genommen eine Hobbymeisterschaft. Kein Amateurfußball, denn die Aufwandsentschädigung im DSG-Sport bleibt aus. Aber Hobbyfußball ist nicht gleich Grottenkick! Viele ehemalige Kicker aus höheren Ligen gehen hier der schönsten Nebensache der Welt nach. Sei es aufgrund des fortgeschrittenen Alters, Verletzungsbeschwerden oder weil mehr Zeit für Familie & Co bleibt. Beispielsweise schnürt Ex-Admira Keeper Simon Manzoni mittlerweile die Schuhe für die DSG Südtirol und der ehemalige SC Retz-Kicker Sebastian Kölbl hat sich in der DSG Bierstube wiedergefunden.
Aber auch Jungspunde sind hier zu sichten. Neben Edeltechnikern aus aller Welt, gibt es auch grobmotorische Holzhacker und pfeilschnelle Außen. Bei manchen Teams stehen auch mehr oder weniger alibimäßig Coaches am Spielfeldrand oder mischen direkt in der Partie als Spielertrainer mit. Finanzieren müssen sich die Vereine selbst, doch die meisten können einen kleinen Sponsor an Land ziehen, der sie mit Trikots ausstattet – nicht selten sind alte Nationalteam-Dressen erste Wahl!
Jedes Team hat seine individuellen Stärken, fällt auch nur ein wichtiger Spieler aus, kann das unter Umständen die gesamte Mannschaft runterziehen.

Neben Fußball bietet die DSG noch eine Reihe anderer Sportarten wie Leichtathletik und Skikurse an. Das Hauptaugenmerk in Wien liegt aber auf dem Fußballsport. In 16 unterschiedlichen Bewerben innerhalb der DSG-Wien können sich die Teams behaupten und aufsteigen. Angefangen in der 2.Klasse über die DSG Unterliga bis hin zur höchsten Spielklasse, der DSG Liga. Sogar ein eigener CUP Wettbewerbsübergreifend findet statt und bringt tolle Abwechslung zum normalen Liga-Alltag.

Generalsekretär der DSG-Österreich Dr. Stefan Rinnerhofer fängt den ursprünglichen Gedanken von Kirche und Sport wieder auf: „Der Leistungsgedanke liegt eher außen vor. Wir genießen den gemeinsamen Sport, Richtung Familie und Zusammenhalt. Wir haben auch jede Menge Behindertensportler, die sich hier gut entfalten und am Breitensport teilhaben können.“

Die sieben Diözesanen Sport Gemeinschaften in Österreich stehen in gutem Kontakt mit den Verbänden der jeweiligen Bundesländer. Dabei erfüllt die DSG Österreich um Rinnerhofer die strukturelle Überfunktion und kümmert sich vor allem um die Organisation.
„Heute ist es schwer geworden, mit kirchlichen Tugenden im Sport Fuß zu fassen“, meint Rinnerhofer, „es gibt quasi drei Säulen, die angeben, inwiefern wir uns mit Sport auseinandersetzen.“
Dabei gibt es einen Olympischen Seelsorger und einen wissenschaftlichen Beirat, der über die ethnische Vertretbarkeit von Doping und zu hohen Gagen diskutiert. Die dritte Säule bilden allgemeine Tätigkeiten auf Veranstaltungen, meistens in Kooperation mit dem Sportbischof Alois Schwarz.

Derzeit sind etwa 135 Vereine in der Wiener DSG unterwegs mit rund 2.000 Spielern. Neben Teams mit einem 20+ Kader, sind auch Mannschaften dabei, die mit Ach und Krach elf Feldspieler zusammen bekommen. Da man in diesem Ligaformat vier Auswechslungen zur Verfügung hat, nimmt ein großer Kader oft wichtigen Einfluss auf die Partie – besonders wenn in den Schlussminuten die Kondition nachlässt.
Die Mitgliedsbeiträge sind dabei nicht außer Acht zu lassen. Da die meisten Teams einen 15-20 Mann Kader nicht überschreiten, fallen saisonale Mitgliedsbeiträge von 190-230€ pro Person an. Dabei spielt vor allem die Platzgebühr eine tragende Rolle, die schnell bei 150€ pro Partie liegt und auch die Schiedsrichter wollen entlohnt werden, was in der Regel wieder 50€ entspricht und vor Ort zu bezahlen ist. Die Unparteiischen werden vom gestellt eingeteilt und vom Obmann des Schiedsrichterausschusses Johann Machala eingeteilt.

„Wir werden sehen, was die Zukunft bringen wird. Die DSG wird sich an die Modernisierung anpassen, weiter mit der Zeit gehen und auch in zehn Jahren noch bestehen. Der gemeinsame Sport wird immer wichtig bleiben und auch nie aus der Mode kommen!“

Letzten Endes geht es primär um den Spaß und die Freude am Fußball. Das traditionelle Bier nach dem Match ist bezeichnend für die DSG und Spieler aller Altersklassen werden hier mit offenen Armen empfangen.