Lifestyle

Babys an Bord

Wie Almer, Janko und Co. kurze Nächte wegstecken, welchen Wert die Familie hat und warum Cristiano Ronaldo für die Jung-Papas im ÖFB-Team kein Vorbild ist.

Bei Marko Arnautovic geht die Kinderliebe unter die Haut. Emilia, den Namen seiner ersten Tochter hat sich „Arnie“ in großen Lettern quer über die Brust stechen lassen. Alicia, die jüngere, ist am Rücken verewigt. „Man bekommt eine andere Sicht auf das Leben, wenn man Kinder hat“, berichtet der Stoke-Legionär. Seit er Papa ist, ist es vorbei mit den wilden Zeiten: „Ich bin nur noch beim Training oder zu Hause. Als Vater hab ich jetzt eine große Verantwortung für meine Familie.“ Arnautovic ist nicht allein im Kids-Club, im ÖFB-Team ist ein wahrer Baby-Boom ausgebrochen: Junuzovic, Janko, Harnik, Almer und zuletzt Onisiwo – gleich fünf Teamkicker wurden heuer Papa. Beim neuen Kapitän Julian Baumgartlinger ist es Anfang 2017 soweit. Den neuen „Job“ interpretiert jeder auf seine eigene Weise. „Mir geht’s ausgezeichnet, ich geh in meiner neuen Rolle als Vater auf“, strahlt Janko seit der Geburt seiner Tochter übers ganze Gesicht. „Ein Lächeln von ihr wiegt viel mehr, als nicht durchschlafen zu können.“ Robert Almer, seit der Geburt von Sohn Samuel-Etienne schon zweifacher Papa, sieht es ähnlich: „Kinder bereichern das Leben. Meine Familie war schon vorher die Nr. 1, aber seit ich Vater bin, ist sie es noch mehr.“ 19 Jahre sind Almer und Herzblatt Dominique schon zusammen. „Sie war immer der Ruhepol in meinem Leben.“ Die Kids halten die beiden auf Trab. „Unsere Tochter Juna-Éloïse geht schon in den Kindergarten, dafür muss man jetzt den Kleinen 24 Stunden am Tag im Auge behalten, weil er grad zum Krabbeln begonnen hat und permanent unterwegs ist.“ Was der Austria-Goalie deshalb so hautnah miterleben kann, weil nach der verhängnisvollen Knie-Verletzung im Europa-League-Match gegen AS Roma wochenlang Home Office angesagt war. Almer selbst ist mit zwei Schwestern aufgewachsen. „Ich bin mit 14 von daheim weg, ab dem Zeitpunkt hatte ich meist nur noch am Wochenende Kontakt mit meiner Familie. Ich musste früh auf eigenen Beinen stehen.“

Umgang mit der Öffentlichkeit

Dass im Team angesichts des Babybooms vermehrt über Themen wie Schnuller, Flascherl und Co. geredet wird, ist logisch. Almer: „Das ist unter Vätern ganz normal, man tauscht eben Erfahrungen aus.“ Tattoos á la Arnautovic waren dagegen bisher tabu für ihn: „Überlegt hab ich schon, aber Tättowierungen am Arm sind für mich als Torwart schwierig. Schließlich muss ich meine Arme im Training täglich belasten können. Aber vielleicht passiert diesbezüglich etwas im nächsten halben Jahr, Zeit hab ich jetzt ja.“ Fotos von seinen Kids wird es aber so schnell garantiert nicht zu sehen geben. Almer hatte diesbezüglich sogar einen Rechtstreit mit einer heimischen Tageszeitung, nachdem diese ein Bild von seiner Tochter veröffentlicht hatte. Privat ist privat lautet auch das Motto von Julian Baumgartlinger. Fragen zu seiner künftigen Vaterrolle will er nicht beantworten. Dafür fungierte der Salzburger quasi als Namenspate für den Sohn seines ehemaligen Austria-Spezls Manuel Ortlechner. „Dank Jules’ lässige Art hat der Name einen sehr positiven Eindruck bei mir hinterlassen. Außerdem passt er gut zu unserem Nachnamen.“ Mit uns ist Ortlechners Frau Kerstin gemeint. Die spielte bei der Familienplanung die Hauptrolle. „Wir haben gesagt, das Thema Kind stellt sich erst am Ende ihrer Ausbildung. Meine Frau hat in Innsbruck Medizin studiert, dann ihren Turnus gemacht und schließlich noch die Facharzt-Ausbildung drangehängt. Deswegen waren wir mit dem Kinderkriegen relativ spät dran. Das hat also weniger mit meiner Karriere zu tun, sondern mit dem Lebensplan meiner Frau, der auch auf Karriere ausgelegt ist. Das sag ich ganz ehrlich.“ Doch Ortlechner (36), der selbst insgesamt neun Länderspiele absolvierte und mit den aktuellen Teamkickern noch intensiven Kontakt pflegt, ist froh darüber, dass es so ist, wie es ist. Er hat bei seinen ehemaligen Kumpels viele Beziehungen scheitern sehen. Nicht nur bei jenen, die früh die Ringe tauschten und Kinder in die Welt setzten. „Kinder sind eine Belastungsprobe für die Beziehung. Alle die mir das vorher gesagt haben, haben nicht gelogen“, weiß Ortlechner, der mit Saisonende bei den Austria-Amateuren die Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängen wird. Das Leben mit Nachwuchs will gut organisiert sein. „Meine Frau und ich unterstützen uns gegenseitig so gut es geht. Trotzdem ist unser Terminplan ein fragiles Konstrukt. Sobald sich irgendetwas ändert, zum Beispiel ein Training verschoben wird, haut uns das den kompletten Plan zusammen. Und dass unsere Eltern alle in Oberösterreich leben, macht es noch schwieriger.“ Shocking findet Ortlechner eine ganz spezielle Statistik im Universum Fußball: „40 Prozent aller Fußballer-Ehen werden im ersten Jahr nach Beendigung der Karriere geschieden – eine traurige Zahl. Die auch zeigt, wie krank unser Geschäft ist.“

Prominenter CR7 Junior

Dass Cristiano Ronaldo, vielleicht der aktuell beste der Zunft, via Social Media permanent Fotos mit seinem Sohn postet, mag für die meisten ÖFB-Kicker genauso strange sein. Ortlechner: „Ich würd mein Kind nicht zur Schau stellen – aber ich bin auch nicht Ronaldo. Das ist eine andere Liga. Für ihn gibt’s eh nur zwei Möglichkeiten: Entweder offen mit der Rolle als Vater umgehen oder seinen Sohn komplett abschirmen. Er hat sich für eben für Variante eins entschieden. Genauso wie die Beckhams, die als Familie eine Marke sind.“ Mainz-Striker Karim Onisiwo spielt noch nicht in der Superstar-Liga. Doch sein Kreißsaal-Krimi war nichts für schwache Nerven. Im Bus am Weg zum Match gegen Ingolstadt bat er seinen Trainer verzweifelt um Rat: „Hey Coach, was kann ich machen? Die Fruchtblase ist geplatzt und das Kind kommt demnächst“. Dank der coolen Reaktion von Martin Schmidt („Hau ab, das erlebst du nur einmal im Jahr“) war Onisiwo rechtzeitig zur Geburt von Sohn Leroy-Zayn bei Freundin Jessy im Spital: „Ich war extrem aufgeregt, ich wollte ja auch die Mannschaft nicht im Stich lassen. Schlussendlich war’s der wunderschönste Tag in meinem Leben. Das kann man nicht beschreiben, das muss man selbst erlebt haben.“