Amateure

Erste Liga: Wer will und wer kann?

Die Ligareform für die Saison 2018/19 ist beschlossene Sache. Die Notwendigkeit dieser Reform spiegelt sich aktuell in der dritthöchsten Spielklasse des Landes wieder. Die Aufstiegsfrage der Regionalliga ist ein Sinnbild für den österreichischen Fußball.

„In Österreich muss sich etwas tun“, diese Meinung vertreten viele Experten im Land der Berge, Äcker und Dome. Im österreichischen Fußball wird sich zumindest mit der Liga-Reform in naher Zukunft definitiv etwas tun. Angesichts der aktuellen Situation in den drei Regionalligen ist eine Veränderung überfällig. Drei Regionalligen bedeuten eine Relegation zwischen zwei Meistern und einen fixen Aufsteiger in die Erste Liga, soweit die Theorie. In desem Jahr wird es die geplante Relegation definitiv nicht geben. Am 15. März stellten lediglich der TSV Hartberg (RL Mitte) und SC Ritzing (RL Ost) einen Lizenzantrag, um in der kommenden Saison in der Sky Go Erste Liga spielen zu dürfen. Der SV Grödig entschied sich nach dem Bundesligaabstieg 2016 gegen die Erste Liga und für die Regionalliga. Die Salzburger haben trotz Tabellenführung keine Lust auf die zweithöchste Spielklasse.

 

GRÖDIG BLEIBT KONSEQUENT

Christian Haas, Manager der SV Grödig, führte den viel zitierten Dorfclub von der Regionalliga West in die Europa League-Qualifikation und wieder zurück. Nach dem Abstieg 2016 stand für den Manager fest: Grödig wird nicht in die Erste Liga absteigen, sondern eine Liga tiefer weiterspielen. Der Manager prangert damals bereits die mangelnde Attraktivität für Vereine der Erste Liga an. Trotz Tabellenführung in der aktuellen Saison will der SV Grödig auch in der kommenden Saison nichts mit der Erste Liga zu tun haben. Der Aufstieg ist für die Salzburger kein Thema: „Wir sind nicht von der Bundesliga in die Regionalliga abgestiegen, weil wir lustig sind. Das bestätigt unsere Vorgehensweise. Das heißt ja nur, dass die Erste Liga in der Form unattraktiv ist, die Reform dringend notwendig war“, nimmt sich Manager Haas in der Kronen Zeitung kein Blatt vor den Mund.

Ähnlich Ansichten über die Attraktivität der Erste Liga herrschen offensichtlich auch beim USK Anif. Darüber hinaus müsste die Infrastruktur adaptiert werden und diese Investitionen sind für den Verein derzeit nicht stemmbar. Die Salzburger sind die ersten Verfolger Grödigs – bei einem Punkt Rückstand nach 21 Runden auf den Leader und knapp zwanzig Punkten Vorsprung auf den Drittplatzierten will man in Anif nichts vom Aufstieg wissen. Da nun weder Grödig noch Anif einen Antrag auf die Lizenz für die Erste Liga gestellt haben, entfällt die Relegation der Regionalligameister wie im vergangenen Jahr.

BAHN FREI FÜR RITZING

Wer auch immer Meister in der Regionalliga Ost wird, aufsteigen wird der SC Ritzing, sofern die Bundesliga den Burgenländern die Lizenz erteilt. Der Senat 5 beschäftigt sich in diesem Jahr bereits zum vierten Mal mit einem Antrag des SC Ritzing. 2014, 2015 und 2016 ereilte die Burgenländer eine Absage. In diesem Jahr soll endlich der große Wurf gelingen und der Aufstieg erfolgen. Mit Investitionen in ein neues Zutrittssystem, TV-Türme, ein Gästesektor wird installiert und die Kabinen sowie der Spielertunnel werden modernisiert. Der Weg ist also frei für Ritzing, denn wenige Tage vor dem Rückrundenstart kam mit der Vienna der einzige sportliche Konkurrent um den Meistertitel abhanden. Der älteste Fußballclub Österreichs ist insolvent! Selbiges Schicksal ereilte den SC Ritzing übrigens 2014. Von den Unruhen rund um den Verein lässt sich die Vienna sportlich zumindest nichts anmerken: „Die Mannschaft ist voll intakt und man merkt schon, dass wir noch enger zusammengerückt sind und eine richtig geile Truppe geworden sind“, sagt Goalie Patrick Kostner gegenüber fanreport.com.

Mit dem deutlichen 5:0-Auswärtssieg beim SC Ritzing setzten die Wiener ein Ausrufezeichen. Trotzdem bangen die Verantwortlichen der Vienna um den Ligaverbleib. Laut Statuten des ÖFB muss ein insolventer Verein absteigen, die Vienna also in der kommenden Saison in der Wiener Stadtliga auflaufen. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen.

 

TSV HARTBERG VOR RÜCKKEHR

Vor der Saison war klar, der Meister der Regionalliga Mitte wird ohne Umwege über die Relegation den Weg in die Erste Liga nehmen. Experten waren sich einig, der Titel wird über den TSV Hartberg führen. Die Oststeirer spielten bereits von 2009 bis 2015 in der zweithöchsten Spielklasse und wollen nach dem letztjährigen Vize-Meistertitel den Aufstieg fixieren. Den Herbstmeistertitel durfte jedoch der Aufsteiger FC Gleisdorf bejubeln und trotzdem wird der TSV Hartberg in dieser Saison aufsteigen. Wie in der Regionalliga Ost gibt es auch in der Regionalliga Mitte mit dem TSV Hartberg nur einen Verein der um die Lizenz für die Erste Liga angesucht hat. In trockenen Tüchern ist der Aufstieg aber noch nicht. Ein Gemeindeabgeordneter könnte den Steirern noch einen Strich durch die Rechnung machen. Nachdem ein Abgeordneter die Gemeinderatssitzung frühzeitig verlassen hatte, konnte die Abstimmung über die Sportförderung für den TSV nicht abgesegnet werden. Man einigte sich dann auf eine schriftliche Bestätigung, dass die Förderung von 119.000 Euro im Jänner 2018 ausbezahlt wird. Ob dieses Schriftstück im Hinblick auf den Lizenzantrag auch ausreicht ist ungewiss.

Die Geschichte hätte so schön sein können. Der FC Gleisdorf stieg 2016 von der steirischen Landesliga in die Regionalliga Mitte auf und stand auch am Ende des Jahres 2016 auf Platz 1. Ein Aufstieg in die Erste Liga kommt für den Verein aber nicht in Frage wie Gleisdorfs Sportlicher Leiter Andreas Kindlinger gegenüber fanreport.com bestätigte: „Die infrastrukturellen Anforderungen wären baulich gar nicht umzusetzen gewesen, aber auch aus wirtschaftlicher Sicht war das kein Thema für uns.“ In der nächsten Saison sei die Sache schon deutlich interessanter, denn die Auflagen für den Aufstieg werden wohl nach unten geschraubt, lässt der Verein durchblicken.

 

VERBAND SICHERT SICH AB

Die Tatsache, dass es in diesem Jahr schwer wird, ausreichend Vereine zu finden, die in die Erste Liga aufsteigen wollen und dürfen ist ein offenes Geheimnis. Dieser Umstand ist offensichtlich auch der Bundesliga nicht entgangen und so sicherte man sich bereits im Dezember still und heimlich ab. „Für den Fall, dass zu wenig lizenzierte Klubs zur Verfügung stehen, wird die zweite Spielklasse mit Amateurmannschaften der tipico Bundesliga aufgefüllt“, sagt Liga-Vorstand Reinhard  Herovits gegenüber Laola1. Die Zustimmung dafür gab es bereits im Dezember im ÖFB-Präsidium. Aufsteigen darf jenes Team, welches die meisten Punkte am Konto hat. Nachdem die Regionalliga Ost nur 15 statt 16 Mannschaften aufweist und die Teams der Ostliga weniger Punkte sammeln können, wird eine bereinigte Tabelle herangezogen. Bei den Teams aus RLM und RLW werden die Punkte gegen den Letzten abgezogen. Die Austria Amateure belegen aktuell Platz Drei in der RLO-Tabelle und wären bereit für einen Aufstieg: „Ja, wir würden auch schon in diesem Sommer aufsteigen wollen“, stellt FAK-Vorstand Markus Kraetschmer klar. Von Altacher Seite wird bereits abgewunken, die Amateure des SCR Altach belegen in der Westliga ebenfalls Rang 3. „Für uns ist das kein Thema. Ich denke auch nicht, dass wir nach der Ligareform den Aufstieg in Angriff nehmen. Für uns ist das finanziell und infrastrukturell derzeit nicht machbar. Und ich denke auch, dass das für uns gar nicht notwendig ist“, so Georg Zellhofer. Die Sturm Amateure kämpfen in der Regionalliga Mitte als Tabellendreizehnter um den Abstieg und haben mit einem möglich Aufstieg nichts zu tun.

 

Sollte weder Ritzing noch Hartberg die Lizenz erhalten, dann dürften sich die abstiegsbedrohten Vereine wie der FAC, SV Horn oder BW Linz freuen, denn dann würde keines der Teams absteigen. Sollte darüber hinaus einem weiteren Verein die Lizenz verweigert werden, wird die Erste Liga mit Amateur-Teams aufgestockt.

Aufgrund von Sponsoren- und TV-Verträgen müssen die beiden höchsten Ligen mit je zehn Vereinen gespielt werden.