Karriere

Frauen im Sportrecht

Seit März 2016 findet an der Donau-Universität Krems der erste Lehrgang zum Sportrecht statt. Diesmal haben wir drei Frauen getroffen, die in unterschiedlichen Funktionen daran teilhaben. Zum einen MMag. Christina Toth (Rechtsanwältin), die Initiatorin dieses Lehrganges, Dr. Elisabeth Kadlec-Korn (Rechtsabteilung Bundesliga), die als Vortragende mitwirkt, und Sonja Landsteiner, Generalsekretärin des ASKÖ WAT Wien, als Teilnehmerin.

Christina, wie bist du dazu gekommen, diesen Lehrgang Sportrecht ins Leben zu rufen? Du hast selbst viel Erfahrung mit sportbezogenen Themen, vor allem durch deine Arbeit als Sportanwältin. Hast du durch diese Tätigkeit erkannt, dass eine juristische Vertiefung bei sportbezogenen Themen notwendig ist?

Ich war selbst immer sportinteressiert und wollte als kleines Mädchen immer Sportreporterin werden. Ich bin dann Juristin geworden, habe aber meine Leidenschaft für den Sport nie verloren, und darum beschlossen, Sport und Recht zu kombinieren. Ich habe die Sportmanagement-

Akademie der Fußball-Bundesliga absolviert, weil ich einen umfassenden Einblick in den Sport bekommen wollte und wurde nicht enttäuscht. Der Lehrgang war meine Eintrittskarte in den Sport. Beim weiteren Einarbeiten in die rechtlichen Themen habe ich aber schnell festgestellt, dass dies weitgehend im Eigenstudium erfolgen muss, da es keine entsprechend umfassende Ausbildung zum Sportrecht in Österreich gibt. Bei einem Treffen mit Peter Sander, meinem Ombudsmannkollegen beim Play Fair Code, und Thomas Ratka von der Donau-Universität habe ich dann beschlossen, selber einen Lehrgang zu konzipieren, der sowohl für Juristen als auch für Nichtjuristen zugänglich ist.

 

Elisabeth, du warst lange Zeit an der Universität Wien tätig, wie kam es dann zu deinem Wechsel zur Bundesliga? Warst du schon immer sportaffin?

Nach zehn Jahren Assistenten-Tätigkeit am Institut für Unternehmensrecht, ist mein befristeter Vertrag ausgelaufen, weswegen ich mich beruflich neu orientieren musste. Die Begeisterung für Fußball bestand immer schon – man hat mich fast jedes Wochenende in Österreichs Stadien angetroffen. Schon zu Unizeiten habe ich begonnen, meine beiden Leidenschaften Recht und Fußball zu vereinen. Anlassfall waren die Konkurse und Punkteabzüge der beiden Grazer Fußball-Klubs 2006/2007. Die rechtswissenschaftliche Beleuchtung dieser Vorgänge waren meine ersten Schritte im Sportrecht. Somit war es auch naheliegend, mein Wissen mit der Sportmanagement-Akademie der Österreichischen Fußball-Bundesliga zu erweitern. In der Folge bekam ich die Chance, die Rechtsabteilung der Bundesliga-Geschäftsstelle zu verstärken und kann ohne Übertreibung behaupten, meinen Traumjob gefunden zu haben.

 

Sonja, bei deiner Arbeit als Generalsekretärin des ASKÖ WAT Wien bist du mit unterschiedlichen Themen konfrontiert. Was war deine Motivation diesen Lehrgang zu besuchen?

Gerade die Bandbreite der unterschiedlichen juristischen Themen innerhalb des Verbandes war für mich Motivation dazu. Die Kernaufgabe unserer Organisation ist die Unterstützung unserer mehr als 450 Mitgliedsvereine. Der Bedarf nach zunehmender Professionalisierung der Strukturen hat auch den Sportvereinsbereich erfasst, weshalb eine Ausbildung im juristischen Bereich für Führungskräfte im Sport unbedingt notwendig ist.

 

Wie siehst du die Chancen von Absolventen des Lehrganges? Braucht es speziell ausgebildete Juristen im Bereich des Sportrechts?

Christina: So manch einer wird sich denken „Wie viele Juristen braucht der Sport noch?“. Dem halte ich entgegen: Der Sport braucht mehr Juristen, die den Sport auch verstehen. Ich bin selbst als Anwältin tätig und mir ist es wichtig, bei der Lösung juristischer Themen niemals den Sport an sich aus den Augen zu verlieren. Es macht keinen Sinn, wenn sportliche Entscheidungen nicht mehr am Rasen, sondern nur noch vor Gerichten entschieden werden. Daher brauchen wir Juristen, die mit dem nötigen Fingerspitzengefühl beraten, was wir in unserem Lehrgang auch vermitteln.

 

Elisabeth: Auf jeden Fall! Ich selbst musste in der Sportrechts-Praxis feststellen, dass der Sport viele Besonderheiten aufweist und spezielle Anforderungen hat. Allgemeingültige Rechtssätze können oftmals nicht einfach 1:1 angewendet werden, trotzdem muss natürlich immer ein Einklang mit geltendem Recht gefunden werden. Um dieses Spannungsverhältnis aufzulösen braucht es Spezialisten, die Lösungen entwickeln.

 

Im Lehrgang befinden sich Teilnehmer mit unterschiedlicher Vorbildung. Wie wirkt sich die Inhomogenität der Gruppe aus? Christina: Ich zitiere an dieser Stelle liebend gerne Mario Reiter, Olympiasieger und heutiger Marketingverantwortlicher beim ÖSV: „Unsere Studiengruppe ist das bunteste und vielleicht spannendste Projekt aus meinem beruflichen Erfahrungsbereich, und der ist wirklich nicht langweilig“. Ich glaube dem ist nichts hinzuzufügen. Sowohl die Teilnehmer als auch die Referenten finden diesen Mix außerordentlich bereichernd. Wann sonst hat man schon die Gelegenheit mit einem Senatspräsidenten des OLG Wien, ehemaligen Fußballprofis und einem Olympiasieger gleichzeitig über juristische Themen zu diskutieren?

 

Elisabeth: Auch für mich ist es neu, in einer so gemischten Gruppe vorzutragen. Es stellt eine spannende Herausforderung dar, einerseits ausgebildete Juristen nicht mit zu viel Basiswissen zu langweilen andererseits aber auch die notwendigen Grundlagen für Nichtjuristen bereitzustellen. Vorteile sehe ich vor allem durch die unterschiedlichen Zugangsweisen und Blickwinkel. Vor allem uns Juristen wird oft das „Scheuklappendenken“ vorgeworfen.

 

Sonja: Unser Verhältnis ist ausgezeichnet, denn gerade die Inhomogenität der Gruppe bringt viele unterschiedliche Lösungsansätze mit sich. Die Diskussionen sind äußerst spannend und bringen einen enormen Mehrwert zusätzlich zu den juristischen Vorträgen.

 

Zurzeit ist der Sport noch immer eine Männerdomäne. Man sieht es auch am Lehrgang, wo von 14 Teilnehmern nur zwei Frauen sind. Wie ist es als Frau im Sport? Wird da eine andere Meinung geschätzt? Ist es schwerer, sich durchzusetzen? Christina: Ich persönlich hatte noch in keiner Situation das Gefühl, dass man mich weniger ernst nimmt, nur weil ich eine Frau bin. Im Gegenteil, ich glaube sogar, dass man als Juristin im Sport weniger Vorurteilen ausgesetzt ist, als in manch anderen Bereichen. Voraussetzung ist natürlich, dass man fachlich firm ist. Da wird an uns Frauen trotzdem noch ein höherer Maßstab angelegt als an die männlichen Kollegen. Ich wurde mehrfach gebeten, die Abseitsregel im Fußball zu erklären. Ich denke nicht, dass das einer meiner männlichen Kollegen schon jemals tun musste, um seine Kompetenz zu bestätigen.

 

Elisabeth: Grundsätzlich denke ich nicht, dass der Sport im Allgemeinen eine Männerdomäne ist. In Führungspositionen ist es das gleiche sozialpolitische Thema wie in anderen Arbeitsbereichen. Für den Fußball im Speziellen trifft es sicherlich zu, dass er männerdominiert ist, was wohl in der Natur der Sportart liegt. Für meinen Bereich kann ich nur festhalten, dass ich als Frau weder Vor- noch Nachteile ausmachen kann. Einzig die Gesprächs- und Diskussionskultur mag sich bei Anwesenheit einer Frau gemäßigter gestalten. Gerade im Sport regiert das Leistungsprinzip – wer Qualität liefert, wird sich durchsetzen. Fakt ist aber, dass man bei einer Tätigkeit im Sport entsprechende Leidenschaft mitbringen muss.

 

Sonja: Ich persönlich habe noch nie in meinem Leben das Gefühl gehabt, als Frau benachteiligt worden zu sein. Vielleicht habe ich aber auch nur nie darauf geachtet oder hatte einfach nur Glück, wer weiß? Es stimmt, dass auch im Sport Frauen in Führungspositionen noch stark in der Unterzahl sind. Ich kenne aber viele engagierte Kolleginnen, die ausgezeichnete Arbeit leisten. Wenn wir Professionalität und Einsatzbereitschaft in den Mittelpunkt jeglicher Beurteilung stellen, wird sich auch das Verhältnis Männer zu Frauen aneinander angleichen.