Wie hat sich dein Comeback im rot-weiß-roten Trikot gegen Uruguay angefühlt? Natürlich hab’ ich mich sehr über die Einberufung gefreut. Dass ich dann über 90 Minuten spielen konnte, ist schön für mich.
Du warst in Fodas Kader der älteste Spieler – erhoffst du dir jetzt insgesamt regelmäßige Einsätze? Puh, keine Ahnung. Dahingehend habe ich mir eigentlich noch keine wirklichen Gedanken gemacht. Das nächste Länderspiel ist im März, da werde ich dann sehen, welche Rolle ich spiele.
Lässt dich die lange Zeit auf Abruf und ohne viele Einsatzminuten, wo speziell Marcel Koller Spieler wie Christian Fuchs und Markus Suttner auf der Linksverteidiger-Position vorgezogen hat, das Thema gelassener betrachten? Ich bin glücklich, wenn ich beim Team dabei sein kann und sehe es entspannt. Also ich freue mich über jedes Spiel, das ich machen darf, wenn’s nicht so ist, ist es nicht so. Mehr kann man dazu eigentlich gar nicht sagen.
Wie ist es dir in der Zeit rund um das medial vielzitierte „Wedding-Gate“ gegangen? Deine Teamabsage für das Quali-Spiel gegen Irland wurde von Marcel Koller bei der Pressekonferenz mit Unverständnis kundgetan. Deine Knieprobleme sind in der Öffentlichkeit beinahe untergetaucht und Koller präsentierte deine Hochzeit am Tag des Spiels als Ursache… Natürlich hätte ich mir gewunschen, wenn es anders abgelaufen wäre. Aber ich habe es ja nie so kommuniziert. Die Hochzeit wurde davor schon zweimal verschoben, ein Einsatz war eigentlich nie ein konkretes Thema im Team und in erster Linie waren es Knieprobleme, die meiner Zusage im Weg standen. Ich hab’ das aber so zur Kenntnis genommen. Solche Dinge kannst du nicht wirklich beeinflussen.
Wenn man 2009 unter Karel Brückner im Team debütiert und dann hat man nach konstanten Leistungen im Klub acht Jahre später nur vier Nationalteameinsätze am Konto – wie denkt man selbst darüber? Geärgert habe ich mich ehrlich gesagt nie. Es ist Geschmacksache und von Trainer zu Trainer unterschiedlich, welchen Spieler er für gewisse Positionen präferiert.
Wechseln wir zum Klub und einer echten Erfolgsgeschichte. Du bist mittlerweile eine echte Institution bei Red Bull Salzburg. Was macht RBS zum perfekten Arbeitgeber für dich? Ich glaube der Klub hat sich – so wie ich selbst auch – immer weiterentwickelt. In Salzburg spielst du immer mit sehr, sehr guten, wenn nicht den besten Spielern der Liga zusammen. Die Trainingsmöglichkeiten sind überragend und uns wird viel geboten, um sich als Spieler weiterzuentwickeln. Abgesehen davon gefällt mir die Stadt sehr gut, ich fühle mich einfach wohl in Salzburg.
Vor Salzburg war Wien und Ried. Nach deiner Zeit in der Akademie der Wiener Austria hat es zum Meistertitel in der Regionalliga mit den Austria Amateuren gereicht, in der Einser-Mannschaft blieb dir der Durchbruch allerdings verwehrt. War die SV Ried folglich dein Karriereturbo? Ich hatte damals bei der Austria nicht so gute Aussichten auf Einsatzminuten in der Bundesliga gehabt, weshalb der Wechsel nach Ried naheliegend war. Mit Didier Dheedene, Saša Papac, Andreas Schicker und Christian Schragner waren immer einige Linksverteidiger im Kader – viele, die jetzt nicht mehr spielen. In Ried ist es dann super gelaufen für mich. Das Umfeld war top und wir hatten eine gute Mannschaft. Ich habe mich regelmäßig in der Bundesliga beweisen können.
Dein aktueller Vertrag in Salzburg läuft bis Sommer 2019. Hast du je mit einem Sprung ins Ausland geliebäugelt? Für einen Wechsel muss viel zusammenpassen, das hat sich für mich nie so ergeben.
Nachdem ehemalige Kollegen wie Sabitzer, Upamecano, Gulacsi und Ilsanker zu RB Leipzig gewechselt sind – wäre diese Station keine reizvolle Option gewesen? Leipzig war für mich nie ein Thema, da bin ich nie infrage gekommen. Mir bietet Salzburg schon sehr viel. Ich spiele immer um Titel mit, wir sind fast immer international vertreten – das ist schon sehr viel wert für mich.
Neben Christoph Leitgeb bist du aktuell der am zweitlängsten dienende Spieler. Du hast in den vergangenen Jahren viele Spieler kommen und gehen sehen. Darunter auch viele Leistungsträger, die man nicht lange halten konnte… Das gehört glaube ich dazu. Wenn bei uns Spieler gut sind, ist es nur logisch, dass sie den nächsten Schritt machen wollen. Das ist in jedem Business so, ich sehe darin kein Problem.
Welche deiner ehemaligen Wegbegleiter waren ganz besondere Akteure für dich? Jonny Soriano war und ist ein überragender Spieler und auch als Mensch große Klasse, er ist seit der gemeinsamen Zeit ein guter Freund von mir. Der Karriereweg von Sadio Mane ist auch beeindruckend, wenn man sieht, welchen Wirbel er in der Premier League macht. Aber da gibt’s mittlerweile genügend weitere Beispiele wie die ehemaligen Kollegen, die jetzt in Leipzig spielen und tolle Leistungen bringen, im ersten Jahr in der Bundesliga gleich Vizemeister wurden. Ebenso ein Alan, der jetzt in China kickt, war ein ganz starker Spieler in Salzburg.
Wie verhält sich das bei den Trainern? Wer ist dir besonders in Erinnerung geblieben, schließlich hast du unter nicht weniger als neun Übungsleitern gespielt… Ich würde keinen exklusiv hervorheben. Schließlich habe ich von jedem etwas gelernt und für mich mitgenommen. Entweder Dinge, die ich für mich brauchen kann oder eben solche, die ich weniger gut für mich finde. Es waren zudem immer andere Lebensabschnitte, weshalb ein Vergleich schwer wäre. Es war nie ein Trainer zum gleichen Zeitpunkt wie ein anderer da.
Was waren deine sportlichen Highlights – positiv wie negativ? Da fällt mir jetzt das Spiel in der Champions League-Qualifikation gegen Dinamo Zagreb vor zwei Jahren ein, als uns nur ein paar Minuten zur erfolgreichen CL-Quali gefehlt haben. Das ist in positiver wie negativer Erinnerung. Negativ, weil es schlussendlich knapp nicht geklappt hat, positiv, weil wir uns wirklich sehr gut präsentiert und folglich in der Europa League stark abgeliefert haben.
Nagt es am Selbstvertrauen, wenn man so oft in der Champions League-Quali scheitert bzw. ist eine gewisse Versagensangst beim jeweils nächsten Versuch schon automatisch mit an Bord? Für uns ist es immer wichtig gewesen international zu spielen. Die Europa League ist das Ziel, was dazukommt ist ein Bonus. Jeder würde natürlich die Chance nutzen und Champions League spielen, aber wenn wir „nur“ Europa League spielen, was wir bis jetzt überragend gemacht haben, dann ist das für mich in Ordnung und für viele meiner Kollegen auch. Vor allem ist es ja besser Europa League, als gar nicht international zu spielen.
Aber kann man die bisherigen gescheiterten Versuche ausblenden, wenn es im Folgejahr wieder um die Qualifikation für die Königsklasse geht? Von einem auf das andere Jahr ist das aus meiner Sicht überhaupt nicht vergleichbar. Es waren bzw. sind immer andere Gegner, wir selber treten meist mit einer anderen Mannschaft an. Also anderen Spielern und auch Trainern. Einmal hast du zuerst Heimspiel, dann trittst du im Folgejahr zuerst auswärts an. Da werden komplett unterschiedliche Sachen verglichen. Das ist als würde man Natur- mit Kunstrasen vergleichen bzw. gleichsetzen. Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht.
Wie stellst du dir deine fußballerische Zukunft vor? Ich will solange Fußball spielen wie möglich. Mir macht es einfach sehr viel Spaß. Danach ist alles offen. Ich plane aktuell nicht weit nach vorne.
Wie gehst du mit dem Thema „Karriere nach der Karriere“ um? Wohin darf die Reise nach der aktiven Zeit gehen? Ich denke, dass ich in jedem Fall im Bereich Fußball bleiben werde. Das habe ich gelernt, jahrelang gemacht und viel Erfahung gesammelt. Über die Jahre konnte ich gutes Wissen ansammeln, das ich später weitergeben kann. In welcher Form das sein könnte, weiß ich noch nicht, aber dahingehend lasse ich mir alles offen.
Du bist – im Gegensatz zu vielen anderen in deiner Branche – kein Spieler der abseits des Rasens nach vorne prescht. Weder in Interviews noch via Social Media. Wie stehst du zu Facebook, Instagram & Co. und warum gibt es keine AU17-Fancaps von dir? Die Nutzung dieser Kanäle ist sehr individuell, wie eben Spieler als Persönlichkeit verschieden ticken, was auch so sein soll. Ich finde Social Media gut, ein bisschen etwas vom Privatleben kann man sicher zeigen, das ist auch okay. Die einen zeigen halt mehr und sind aggressiver und mit mehr Nachdruck auf Social Media auch marketingtechnisch unterwegs, die anderen weniger. Aber ich muss jetzt nicht jeden Schritt den ich mache öffentlich kommentieren lassen. Insofern gibt es auch keine eigene Fanartikel-Linie von mir (schmunzelt).
Genug von der Arbeit. Was machst du in deiner Freizeit fern des Fußballfelds? Ich bin viel mit meiner Familie zusammen und mit meinem Hund draußen in der Natur, aber gerne auch in der Stadt. Natürlich reise ich auch gerne und versuche viel von der Welt zu sehen.
Deine Reiseempfehlungen? Kuba und Thailand waren wirklich schön, ich bin auch gerne in Italien. Städte wie Florenz, Sevilla, Barcelona und Valencia sind sowieso immer eine Reise wert. Was fehlt ist die Zeit, mir alles anschauen zu können, das ich sehen will.
Was ist Luxus für dich? Definitiv Zeit mit meiner Familie zu verbringen, Zeit mir etwas anschauen und mit Freunden etwas unternehmen zu können.
Dein erfüllter Traum in materieller Hinsicht? Ich bin sehr glücklich, dass ich den Wunsch nach einer eigenen Wohnung in Salzburg realisieren konnte.
Apropos „Wünsche“: Wie verbringst du Weihnachten? Wir werden nicht in Österreich sein, sondern eher verreisen. Wohin es geht, ist aber aktuell noch nicht final entschieden.
Kommen wir zum krönenden Abschluss. Du hast dir in diesem Jahr den Bruno in der Kategorie „Fußballer des Jahres“ geholt. Wo steht der Preis im Hause Ulmer? Der Bruno ist sehr besonders für mich, ich freue mich heute noch immer darüber. Das macht einen schon stolz. Seinen Platz hat der Bruno bei uns im Wohnzimmer bei den anderen Trophäen und Medaillen.
Also steht er quasi im Andi Ulmer-Museum… Das gibt’s noch nicht, aber wenn, kommt der Bruno bestimmt auch dort hin. Im Fanshop kann man dann vielleicht auch die AU17-Caps kaufen (lacht).
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute weiterhin!