Wenn ich zurückdenke, dann war es für mich wie gestern – aber es ist doch schon dreißig Jahre her – als ein mir bis dahin unbekannter Mann in mein Leben trat, der meinen beruflichen Werdegang mitbestimmen sollte und zum Lebensfreund wurde. Rudi Novotny verklickerte uns Spielern damals in Mödling, wie wichtig es ist, dass sich die Fußballer als Einheit präsentieren, sich gemeinsam um ihre beruflichen Rahmenbedingungen kümmern und sich dafür zusammenschließen. Es wurde zu meiner Lebensaufgabe, die für mich damals so noch nicht abzusehen war. Auch wenn es mir aufgrund einer damals abgehaltenen Volkszählung gerade bewusst geworden war, dass ich mich zwar Profifußballer nennen durfte, aber in Wirklichkeit als Büroangestellter angemeldet war, hatte ich zu der Zeit noch keine Idee davon, was daraus noch werden sollte …
Wir Spieler waren zu der Zeit so etwas wie gut bezahlte „Sklaven“. Nur wenige Auserlesene schafften den Sprung in den erlauchten Kreis der Bundesliga und wurden von tausenden Menschen ob der erbrachten Leistungen bewundert oder ausgebuht. Die Entlohnung war für jene fürstlich, die sich als Spieler bei Top-Vereinen etabliert hatten und angemessen für jene wie mich, die sich zum fixen Mannschaftsbestandteil zählen konnten. Arbeitnehmerrechte gab es praktisch keine. Und die Pflicht lag im Wesentlichen darin, gut Fußball zu spielen. Ein angenehmes Dasein und da nahm man es auch gerne hin, dass man für die durchschnittliche Karrieredauer von zehn bis 15 Jahren dem Fußball und seinem Dienstgeber ausgeliefert war.
Der ÖFB und die Vereine bestimmten Ende der Achtzigerjahre alles – eine Mitsprache der Spieler gab es keine. Faire Transferregelungen, Abfertigungen, Mindestgehalt, Urlaubsanspruch oder Ähnliches – es gab nichts und man war dem Wohlwollen der Präsidenten und Funktionäre ausgeliefert. Die Jahre zogen ins Land, meine Fußballerkarriere nahm ihren Lauf und sollte nach zwölf Jahren als Profi im Sommer 1995 mit einer Vertragsauflösung beim GAK enden. Bei meinem Wechsel vom Wiener Sportclub ein Jahr zuvor wurde mit dem Trainer und dem Clubmanager vereinbart, dass ich die Möglichkeit bekommen sollte, einer Einladung zum WM-Finale 1994 in die USA nachzukommen. Leider nur mündlich und so eröffnete man mir einige Tage nach der Unterschrift unter meinen Spielervertrag, dass man das nicht mehr haben möchte und untersagte mir die Reise. Als der zum Jahrhunderttrainer des Vereins gewählte Vorgesetzte dann auch noch wenige Wochen später meinte, mir ohne Vorwarnung eine 5.000 Schilling Strafe aufzubrummen, weil ich am Abend nach einem Training in der Öffentlichkeit einen Radler getrunken hatte, war das Band zwischen uns endgültig zerschnitten. Und innerlich für mich wohl der Grundstein und die Motivation für diese Aufgabe gelegt, der ich nunmehr schon seit fast 22 Jahre hauptberuflich (zuvor acht Jahre in ehrenamtlicher Funktion) nachgehe.
Nach einem etwas mehr als zweijährigen Abstecher in die Verlagsbranche und aus privaten Motiven heraus, folgte ich im Herbst 1996 dem Ruf meines Freundes Rudi Novotny, ihn bei der weiteren Etablierung der Spielergewerkschaft zu unterstützen. Mit der erstmaligen Organisation eines Festes der Spieler gab es ein großes Ziel vor Augen. Die Miteinbeziehung und Teilnahme der damals aktiven Fußballer in die Neugestaltung ihrer Vertretung war eine Grundvoraussetzung für mich, sich dieser Herausforderung zu stellen. Nach einem fixen Konzept, welches ich im Rahmen der Teilnahme an der Bundesliga Management-Akademie erstellte, folgten viele Reisen, Sitzungen und Gespräche. Diese führten letztendlich auch zur Umbenennung der Fachgruppe Fußball genannten Spielergewerkschaft in Vereinigung der Fußballer (VdF). Unter dem von den Fußballern selbst gefundenen neuen Namen, wurde sie von ihnen noch aktiver unterstützt. Mit viel Aufwand und angetrieben von der Vision einer aktiven, modernen Gewerkschaftsvertretung, nahm die Geschichte ihren Lauf. Ausgehend von der Bruno-Gala, dem Spieler-Magazin, den Starcamps, der Homepage bis hin zu Charity-Veranstaltungen, Players Guide, Vertragslosen-Camps und Talk-Abenden reicht inzwischen die Liste der VdF-Aktivitäten. Stets jedoch mit dem Auge aufs Wesentliche gerichtet – den Arbeitnehmerrechten der Spieler. Sie weiterzuentwickeln, Mitverantwortung zu tragen und den Status des Berufes Fußballer voranzutreiben und gesellschaftspolitisch zu etablieren, stand immer schon im Mittelpunkt unserer Arbeit. 2008 gipfelte das im Abschluss des Kollektivvertrages mit der Bundeliga – ein Wegweiser für die Arbeitnehmervertretung in Österreichs Sportgeschehen.
Die vermehrte Unterstützung des ÖGB, die Eingliederung in die Gewerkschaft Younion, die Arbeit der VSW-Sport GmbH, verlässliche Partnerunternehmen und die hohe Motivation der nunmehr bereits fünf Mitarbeiter lassen uns mit Zuversicht in die Zukunft der VdF und in den Beginn des vierten Bestandsjahrzehntes blicken. Es liegt aber letztendlich vor allem an den aktiven Spielern – unseren Mitgliedern –, durch ihre Mitgliedschaft und ihre Mitarbeit das Erreichte abzusichern und weiterzuführen. Neue Aufgaben werden sich ergeben, neue Herausforderungen werden sich auftun. Gemeinsam den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu beschreiten, wird das Ziel sein, dem wir uns alle stellen müssen und wollen. Ich freue mich auf die Arbeit und den weiteren Weg, den unsere Mitglieder und wir mit der VdF gehen möchten, um den Fußballerberuf mit all seinen Rechten, Pflichten und Ansprüchen nachhaltig und endgültig in der Gesellschaft zu etablieren. Der Weg, der seit dreißig Jahren beschritten wird, ist noch nicht zu Ende.