Im Jahr 1982 begann die fußballerische Lebenslinie von Heinz Peischl, der – geht es nach seinen Talenten – wahrscheinlich ebenso eine musikalische Karriere einschlagen hätte können. Aus dem kindlichen Traum, bei den Wiener Philharmonikern zu landen, wurde dennoch nichts, dieser Plan ging für den Klarinetten- und Saxophonspieler flöten. Zu rasant ging es mit der Fußballkarriere voran. Motiviert vom elterlichen Bonmot „Zuerst Lernen, dann etwas leisten, dann kommt der Rest von selbst!“, holte der Südburgenländer – mit 18 Jahren in der Bundesliga beim SC Eisenstadt und dann beim FC Tirol im Profibereich gelandet – seine Matura nach, es folgten Englisch- und Spanisch-Kurse, gleichzeitig begann er mit der Trainerausbildung. „Ich wollte wissen, warum wir gewisse Dinge machen“, so Peischl zu seinem Wissensdurst im Trainerbereich. Heute besitzt er die UEFA Pro-Lizenz sowie den Abschluss der Sportmanagement-Ausbildung beim ÖFB. Kompetenzen, die ihn als Trainer, Co-Trainer und Sportdirektor unter anderem zweimal zum FC St. Gallen, zum FC Thun und zum ÖFB-Nationalteam führten, für das er als Spieler drei Mal auflaufen durfte. Für den Mittelfeldspieler, der unter „Wödmasta“ Ernst Happel mit dem FC Tirol zwei Mal Meister und Pokalsieger wurde, bis heute eines der großen Highlights seiner Karriere. Wenn- gleich er beim Debüt in der EM-Qualifikation unter Coach Josef Hickersberger mit dem historischen 0:1 in Landskrona gegen die Färöer-Inseln eine besonders bittere Erfahrung machen musste. „Spiele zu verlieren, gehört genauso dazu, wie Spiele zu gewinnen. Ich werde immer wieder auf diese Partie angesprochen“, weiß Peischl über die Bedeutung des Gegenentwurfs zu Cordoba Bescheid.
MEHR ÄRGER ALS ARGENTINIEN
Blickt man bei der Suche nach Informa- tionen zu Heinz Peischl auf die Einträge bei „Wikipedia“ und „Transfermarkt“, sticht vor allem eine Station ins Auge des Betrachters: Club Atlético San Lorenzo de Almagro, Argentinien. Dabei spielte der Österreich-Export keine Minute für die Argentinier, weder in einem Pflicht-, noch in einem Freundschaftsspiel. Denn es fehlte die Freigabe des FC Tirol. „Ich habe die Vorbereitung mit San Lorenzo gemacht. Nachdem es das Bosman-Urteil noch nicht gab, war man als Spieler noch zwei Jahre nach Vertragsende an den ursprünglichen Verein gebunden, außer der potentielle neue Verein hätte eine bestimmte Summe bezahlt, was aber in dieser Höhe nicht realistisch war.“ Peischl gab sich der misslichen Lage nicht hin, Not macht schließlich erfinderisch. Soll heißen: Der Ollersdorfer wechselte im Winter zum FC Schaan nach Liechtenstein in die 4. Schweizer Liga, wo er sich fortan – einer Klausel folgend – in vier Monaten reamateurisierte, um bereits nach einem Jahr wieder frei zu sein. Während der Meisterschaftseinsätze für den FC Schaan organisierte Peischl professionelle Trainingsbedin- gungen beim FC St. Gallen, bei dem er auf „good will“ mittrainieren durfte. „Das macht nicht jeder Verein, ich habe damals einfach angefragt. Es war eine wirklich schöne Erfahrung.“ An der falschen Darstellung seiner digitalen Vita änderte sich aber nichts, selbst die Kon- taktaufnahme mit Wikipedia konnte die- ses kuriose Kapitel seiner Karriere nicht richtigstellen.
DAS ERFUNDENE ENTLASSUNGS-INTERVIEW
Nicht minder kurios ein auf das Aben- teuer in Liechtenstein folgendes Ereignis im Jahr 1994, das ihn zur VdF und vor Gericht führte. Nach einem gedruckten Interview, das nie stattgefunden hatte, wurde er bei seinem Arbeitgeber Wiener Neustadt ob seiner angeblichen Äuße- rungen fristlos entlassen. Peischl ließ das so nicht auf sich ruhen, überzeugte den „fantasievollen“ Journalisten davon, vor Gericht die Wahrheit hinsichtlich des fiktiven Interviews zu sagen und bekam mithilfe der Gewerkschaft recht. Bereits einige Jahre zuvor konnte der Südburgenländer auf die kompetente Unterstützung der VdF zurückgreifen. Als die Gehaltszahlungen bei seinem Engagement beim FC Stahl Linz 1992 ausständig blieben, war die Gewerkschaft zur Stelle, führte und gewann schlussendlich den Prozess für den Kicker. Peischl betont zusammenfassend: „Solidarität ist wichtig, professionelle Unterstützung rundet das Ganze ab. Die VdF ist insofern eine wunderbare Einrichtung, die beide Bereiche verbindet. Ich hoffe, dass sie viele Menschen noch auf ihrem Weg begleiten und vertreten kann.“
OFFEN FÜR NEUES
Wo der Weg des Burgenländers, der regelmäßig bei unterschiedlichen Vereinen hospitiert, künftig hinführen könnte und in welcher Rolle, lässt er offen. Ob Trainer oder Sportdirektor, spiele für ihn dabei nämlich eine untergeordnete Rolle. „Für mich sind beide Wege möglich, wichtig sind für mich die Philosophie des Vereins, die Ziele und Aufgaben so- wie das Team, mit dem man arbeitet.“ Schließlich könne man nur gemeinsam erfolgreich sein, solange man dasselbe Ziel verfolgt. Dieser Satz offenbart, wie nahe sich Heinz Peischl und die VdF auch inhaltlich sind.