Der insgesamt 8. VdF-Talk behandelte die Studie über den heimischen Fußball, die die VdF in Auftrag gegeben hatte. Eine hochkarätige Runde sorgte für eine besonders interessante Diskussion.
Besprochen wurden alle fünf wichtigen Punkte der Studie, die für den modernen Fußball essentiell sind. Die Gehaltsstruktur innerhalb der österreichischen Ligen, die Ligareform, eine Pensionsvorsorge für die Spieler, der Videoschiedsrichter, die gesellschaftliche Stellung des Fußballers in der Gesellschaft.
Das Aufwärmprogramm war ein gelungener Zeichentrick-Film, der vom Fußballer Viktor handelt und ihn von seiner Jugend bis zu seinem Karriereende zeigt. Dabei durchläuft er alle Höhen und Tiefen einer klassischen Fußballerkarriere samt Widrigkeiten, die sich ihm in den Weg stellen.
Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer staunte über die Ergebnisse der Studie: „Das sind durchwegs interessante Ergebnisse. Die erfreulichste Erkenntnis dabei ist, dass 94 Prozent der Spieler wieder Fußballer werden wollen. Unser aller Ziel ist es ja, dass es den Klubs gut geht, dass die Spieler zufrieden sind.“
Auch WAC-Mittelfeld-Regisseur Michael Liendl füllte wie alle anderen Spieler der zwei Profi-Ligen den Fragebogen der VdF aus: „Ein paar Fragen waren dabei, die man nicht so gerne beantwortet. Zum Beispiel, was das Finanzielle betrifft“, lachte Liendl. Doch genau das war das Thema des Talks. Ist der Fußballer hierzulande mehr Bettler oder mehr Millionär? „Klar ist eine Schere vorhanden innerhalb der Ligen“, gibt Liendl unumwunden zu. Noch dazu kann er den Vergleich zum Ausland ziehen, hat er doch als Kicker den Sprung über die Grenzen geschafft. „Im Ausland habe ich zum Gehalt eher keine Zuschüsse wie Wohnung oder Auto bekommen, das war nicht üblich. Beim WAC habe ich beispielsweise ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt bekommen.“Als eklatant empfanden die Diskutanten den Gehaltsunterschied zwischen der ersten und der zweiten Liga in Österreich.
Bernhard Achitz, leitender Sekretär des ÖGB, staunte bei den Zahlen nicht schlecht: „Fußballer ist kein Beruf wie jeder andere. Daher muss man hier auch auf die speziellen Verhältnisse eingehen. Der Unterschied zwischen den Ligen hat mich überrascht, vor allem, wie wenig man in der 2. Liga verdient.“ Doch mehr Bettler als Millionär…
Manuel Ortlechner weiß von beiden Bereichen zu berichten, spielte er doch mit der Austria in der Champions League, später bei den violetten Amateuren in der Regionalliga Ost. „Bei den Amateuren habe ich noch viel gelernt. Die jungen Spieler träumen vom großen Geld. Die Zahlen der Studie haben mich gar nicht überrascht, denn ich weiß, was oben und was unten passiert.“
Georg Pangl, Generalsekretär der European Leagues, kam von einem internationalen Meeting aus Madrid direkt zum Talk – und er hatte durchaus Besorgniserregendes zu berichten. „Die Schere geht extrem weit auseinander.“ Er fürchtet die Abspaltung der G14 mit einer eigenen Liga, was Arm und Reich noch deutlicher trennen würde. „Das ist eine gefährliche Entwicklung, wir müssen aufstehen und dem entgegentreten.“ Weil es in weiterer Folge auch Österreich betreffen würde. „In Österreich haben wir durchaus ein gutes Niveau, wie die Studie unterstreicht.“ Aber wie lange noch? Dass die Spieler selbst die Ligareform überwiegend positiv bewerteten, freut vor allem Ebenbauer: „In Österreich versuchen wir, dass die Schere so bleibt, wie sie ist. Den Übergang zwischen den Ligen gilt es finanziell zu glätten, der Knackpunkt ist natürlich dabei die 2. Liga.
Das Fazit der Reform fällt besser aus als erwartet.“Ein besonderes Liga-Format hat in seiner Karriere Andreas Ivanschitz erlebt, in der MLS bei Seattle. „Das ist die einzige transparente Liga, die ich erlebt habe. Ich finde Transparenz gut, es wird viel offengelegt. Ob das bei uns so umsetzbar wäre, da bin ich mir nicht sicher.“ Das Format der geschlossenen Liga, das auch in Österreich immer wieder zumindest angedacht wurde in der Vergangenheit, hält er für interessant, jedoch auch mit Nachteilen behaftet. „Wenn ein Klub nicht in die Playoffs kommt, dann endet die Saison sehr sehr früh. Daher ist das Modell nur so lange interessant und gut, so-lange du bis zum Schluss dabei bist.“Michael Liendl ist kein Fan einer geschlossenen Liga. „Aber es war klar, dass man bei uns etwas tun musste, die 10er-Liga war ja ausgebrannt. Der Fußball lebt ja vom Druck.“ Auch Ortlechner will keine geschlossene Gesellschaft. „Wir bewegen uns im Profifußball, nicht jeder ist dafür gemacht. Den Druck muss es geben, auch Auf- und Absteiger. Ich hoffe, dass die Zuschauer die Reform in Zukunft besser annehmen.“ Pangl gab in Hinblick auf die Reform zu: „In Österreich hat sich vieles zum Positiven geändert. Ich war skeptisch im Vorhinein und wäre wohl selbst zu konservativ gewesen für diese Reform.“
Keineswegs konservativ waren die Diskutanten beim Thema Videobeweis. Allen ist klar, dass man in Zukunft nicht umhin kommt, das Hilfsmittel in der Liga zu installieren. Ebenbauer: „Der VAR ist wichtig, alle Klubs sind dafür. Es geht nur darum, dass wir das finanzieren müssen. Wir alle sind der Meinung, dass wir den VAR so schnell wie möglich einführen sollten.“ Liendl warnt aber vor einer zu großen Technisierung des Fußballs: „Man muss den Fußball leben lassen, denn er lebt auch von Emotionen und Diskussionen.“ Einigkeit herrschte darüber, dass der VAR den Fußball generell fairer macht.
Gernot Baumgartner strich zudem die gesellschaftliche Stellung des Fußballers und die Vorsorge hervor: „Für uns als Gewerkschaft ist es wichtig, wie der Fußballer in der Gesellschaft gesehen wird. Und seit Jahren weisen wir darauf hin, dass Fußballer nur eine gewisse Zeit gutes Geld verdienen können. Wer hat denn wirklich ausgesorgt? Die Wenigsten.“ Auch das ist eine von vielen Erkenntnissen der aufschlussreichen Studie…