Seit jeher bezeichnet der ÖFB die Spieler in seinen Bewerben gerne als Amateure. Und er verteidigt gemeinsam mit seinen neun Landesverbänden diesen Begriff mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Unter anderem gilt das auch als ein wesentlicher Grund für den Verband, warum man mit einer Spielergewerkschaft nichts zu tun haben möchte. Die VdF sei seiner Ansicht nach nur für Berufsfußballer zuständig – diese werden als Nichtamateure bezeichnet und gibts laut Auffassung des ÖFB nur in ihrem zehnten Verband – der Bundesliga …
Deshalb begrüßt man zwar als Dachverband ganz offiziell, dass die VdF als Kollektivvertragspartner mit der Bundesliga in einer Sozialpartnerschaft steht, nimmt auch gerne Einladungen der Gewerkschaft zu deren Veranstaltungen an, aber selbst will man mit der Spielergewerkschaft nichts zu tun haben. Und das zeigt man nach innen hin bei jeder Gelegenheit. Egal ob es zu Einladungen zu Gesprächen über Themen im sogenannten Amateurfußball oder anderen Bereichen (Spiele des Nationalteams, Sitzungen von Gremien oder andere Festivitäten) im ÖFB geht. Die VdF steht auf ihrer Watchlist – wird tunlichst „übersehen“ oder benachteiligt und soll möglichst wenig in Kontakt mit ihren Funktionären kommen. Warum auch – man hat doch ganz klar definiert, was ein Amateurspieler ist und was nicht. Und Amateure sind halt keine Arbeitnehmer. Was auch für diejenigen stimmt, die ausschließlich die Aufwandsentschädigung oder eben gar nichts fürs Fußballspielen bekommen. Nur gibts da halt auch eine zweite Seite, über die aber nicht gesprochen werden möchte …
Das Urteil im Fall Lukas Müller steht dieser Ansicht des Verbandes nun jedoch entgegen und unterstützt unsere Argumentation zum Arbeitnehmer im Amateurbereich. Deshalb wird es an der Zeit, dass der ÖFB endlich aus seinem Mikrokosmos herauskommt und sich den Anforderungen an einen modernen und transparenten Verband stellt. Ansonsten wird er eines Tages aufwachen und Entwicklungen zur Kenntnis nehmen müssen, an deren Entstehung er nicht beteiligt war – einfach weil es neben der Welt des ÖFB (zum Glück) noch eine andere gibt – und das die echte Welt ist!