Amateure

CORONAKRISE – UND JETZT? NEUSTART!

Die Corona-Krise hat das Land wirtschaftlich schwer getroffen, auch der Amateurfußball ist davon nicht verschont geblieben. Mehrere Unterhaus-Vereine in Österreich haben sich daher für einen Neuanfang in unteren Ligen entschieden. Sie alle eint der spezielle Fokus auf den eigenen Nachwuchs.

Das prominenteste Beispiel kommt aus der Regionalliga Ost. Dort will der ASK Ebreichsdorf künftig kleinere Brötchen backen, die Niederösterreicher gehen freiwillig in die Gebietsliga Süd/Südost. Im Oktober letzten Jahres stand Ebreichsdorf im ÖFB-Cup-Achtelfinale noch Bundesliga-Schwergewicht Red Bull Salzburg gegenüber, künftig fallen die Gegner deutlich kleiner aus.

Hinter dem Regionalliga-Rückzug steckten zum einen wirtschaftliche Überlegungen, wie Obmann Erich Hietz ausführt: „Einige unserer Sponsoren mussten durch die Corona-Krise Kurzarbeit anmelden oder sogar Mitarbeiter kündigen.“ Zwar hätte man sich die kommende Spielzeit dennoch leisten können, wollte es aber nicht. „Wir haben im Verein ohnehin umgedacht und uns dann dafür entschieden, diesen Schritt zurückzumachen.“ Drei Klassen tiefer soll in der Kampfmannschaft wieder mehr Platz für die Jugend sein.

„Es war klar, dass wir unseren Kader für die Gebietsliga verändern mussten, einige Spieler wären für die Liga auch einfach zu stark gewesen“, erläutert der Obmann. Mit Kapitän Miodrag Vukajlovic und Nikola Zivotic bleiben immerhin zwei Spieler erhalten. Ansonsten ist der Anteil der Eigenbauspieler hochgehalten, die Ziele sind es aber ebenso: „Wir wollen in der kommenden Saison ganz vorne mitspielen. Unser Ziel ist es, bald wieder Landesliga zu spielen“, gibt Hietz die Richtung vor.

Dazu wurde die Fusion mit Unterwaltersdorf fixiert. Im Jugendbereich ist das schon vor zwei Jahren passiert, nun folgen die Kampfmannschaften. „Wir kennen uns natürlich schon recht gut, daher haben wir uns für diesen Schritt entschieden“, berichtet der Obmann. Aus Unterwaltersdorf wurden alle Legionäre freigegeben, zwei Urgesteine bleiben. Der Rest wird mit Nachwuchsspielern aufgefüllt. Die zweite Kampfmannschaft tritt in der 2. Klasse an. Geht es nach Hietz, soll auch sie den Aufstieg anstreben. Wie auch das Gebietsliga-Team. Ob Ebreichsdorf auch wieder den Sprung in die Regionalliga anstrebt? „Schauen wir einmal, wie die nächsten zwei Jahre verlaufen“, so der Funktionär.

WOLFSBERG SETZT AUF „LAVANTTALER LÖSUNG“

Der zweite Regionalligist, der den freiwilligen Schritt in die Unterklassigkeit geht, ist der ATSV Wolfsberg. Die Lavanttaler stellen ihren Platz in der Regionalliga Mitte zur Verfügung und treten in der kommenden Saison in der Kärntner Liga an. Auch für diese Entscheidung spielt die Corona-Krise eine Rolle. „Wir sind ein Verein, der sehr stark von Veranstaltungen lebt. Im Frühjahr mussten wir aber viele Veranstaltungen absagen“, erläutert Obmann Otto Wegscheider. Dieses Geld fehle nun im Budget. Zwar tue der Abschied aus der Regionalliga weh, „aber dieses Mal hat die Vernunft gesiegt“.

Für den Neustart eine Klasse tiefer habe man sich für eine „Lavanttaler Lösung“ entschieden, so Wegscheider: „Wir verzichten im kommenden Jahr auf Legionäre, unsere neue Mannschaft besteht aus lauter Fußballern aus dem Lavanttal.“ Ohnehin 13 Akteure aus dem aktuellen Kader konnten die Wolfsberger halten. „Von der Nummer 14 bis zur Nummer 18 rücken Talente aus der eigenen U17 nach, die wir an die Kampfmannschaft heranführen wollen“, betont der Obmann. Die U17 des Wolfsberger Nachwuchses spielt ohnehin in der Eliteliga, der höchsten Nachwuchsspielklasse Kärntens.

Daher ist das Ziel der Lavanttaler für die kommende Saison durchaus ambitioniert: „Wir werden für die Kärntner Liga eine sehr gute Mannschaft stellen. Unser Ziel ist es, uns im vorderen Drittel zu etablieren und die jungen Spieler aufzubauen“, unterstreicht Wegscheider. Der letzte Punkt sei bei den Wolfsbergern, lange eine Fahrstuhlmannschaft, zu oft auf der Strecke geblieben: „Wir hatten nie die Zeit, junge Spieler zu integrieren. Daher ist uns das nun ein Anliegen. In erster Linie soll die Mannschaft Freude am Fußball haben. Dann wird sich der Erfolg von alleine einstellen“, ist sich der Funktionär sicher. Mittelfristig hat man in Wolfsberg auch die RegionalligaRückkehr im Blick, aber: „Wir streben den Aufstieg nicht mit Gewalt an“, betont Wegscheider.

ELTENDORF VOR KOMPLETTEM NEUANFANG

Für den SV Eltendorf im Burgenland geht es indes gleich in die 2. Klasse. Der Unterhaus-Verein spielte in der vergangenen Saison noch in der Burgenlandliga, nun folgt ebenso der freiwillige Rückzug. „Unser ehemaliger Präsident war nicht mehr bereit, so viel Geld in die Hand zu nehmen“, begründet Obmann Harald Gaal den Schritt. Der bisherige Kader bestand größtenteils aus auswärtigen Spielern, dazu fehle es an Funktionären.

Aus diesem Grund wurde die Idee einer Spielgemeinschaft mit Heiligenkreuz geboren. Bei einer Befragung wurden die Vereinsmitglieder vor die Wahl gestellt: Spielgemeinschaft, einjährige Stilllegung oder Neuanfang in der 2. Klasse. „Es gab heftige Diskussionen und nach einer weiteren Mitgliederversammlung hat man sich einstimmig für einen Neuanfang entschieden“, berichtet Gaal. Heiligenkreuz hatte eine Fusion mittlerweile ohnehin abgesagt. Der bisherige Präsident zog sich daraufhin zurück und wird auch nicht mehr als Sponsor tätig sein.

Nun steht Eltendorf vor dem kompletten Neuanfang: „Unser Problem ist, dass vom Nachwuchs nicht viel nachkommt. Wir haben jetzt einmal zahlreiche Spieler für den Neustart zusammengetrommelt, darunter einige reaktiviert, die schon aufgehört haben“, erzählt der Funktionär. Ziel sei es, zumindest zwei Mannschaften in der kommenden Saison stellen zu können – und das ohne Legionäre. Sportlich wolle man sich erst einmal konsolidieren. „In Zukunft wollen wir versuchen, wieder Spieler aus der Region zum Verein zu holen“, so Gaal.

ZELL AM SEE WILL VON UNTEN DURCHSTARTEN

Von ganz unten wagt der FC Zell am See den Neustart. Die Pinzgauer treten aus der Salzburger Liga (4. Leistungsstufe) den freiwilligen Gang in die 2. Klasse Süd/West (8. Leistungsstufe) an. Auch hier hat die Corona-Krise den Schritt nötig gemacht: „Wir haben für das Jahr 2020 mit keinerlei Einnahmen mehr gerechnet“, berichtet der Sportliche Leiter, Patrick Kasper. Die Stadtgemeinde ist Bezirkshauptstadt der Tourismusregion Pinzgau im Salzburger Land. „Circa 70 bis 80 Prozent unserer Sponsoren kommen aus der Gastronomie und Hotellerie“, erläutert Kasper. Ein Wirtschaftszweig, der durch die CoronaKrise stark betroffen ist. Für den Funktionär war daher klar: „Bevor wir unsere Rechnungen nicht mehr bezahlen können, haben wir uns für einen Neuanfang entschieden.“

Ein weiterer Knackpunkt für Kasper waren zudem die Spielergehälter im Amateurbereich: „Wir wollten da nicht mehr mitspielen.“ Künftig tritt die aktuelle zweite Mannschaft als Kampfmannschaft in der 2. Klasse an. Vom Salzburger-Liga-Kader bleiben mit Emrah Sahin und Robi Kajić zwei Routiniers an Bord.

Auch in Zell am See will man künftig vermehrt auf einheimische Spieler setzen. „Ich habe das Problem schon vor ein paar Jahren gesehen, dass wir nur mehr auswärtige Spieler haben. Diese sind natürlich mit dem Verein nicht so verwurzelt, wie Spieler aus dem eigenen Nachwuchs und der Region“, so Kasper.

In der kommenden Spielzeit soll die junge Truppe um den Meistertitel mitspielen. Denn auch Zell am See will in ein paar Jahren wieder höherklassigen Fußball spielen: „Unser Ziel ist es, in die 2. Landesliga (6. Leistungsstufe, Anm.) aufzusteigen, weil dort mit Kaprun oder Maishofen auch Mannschaften aus der umliegenden Region spielen“, verrät der sportliche Leiter.

Das soll auch mit geringeren finanziellen Mitteln im Bereich des Machbaren liegen. „Wir haben unser Budget jetzt einmal sehr konservativ durchgerechnet und sehen uns für diese und die nächsten zwei Leistungsstufen finanziell gut aufgestellt“, gibt sich der Funktionär positiv.

Text: Johannes Posani