Die österreichische Bundesliga hat uns die Daten der Legionäre der zwei höchsten Spielklassen seit der Saison 1999/2000 zur Verfügung gestellt. Kicker aus 85 Ländern und von allen Kontinenten waren in den vergangenen mehr als 20 Jahren in Österreich aktiv. Wir erinnern an legendäre Fremdarbeiter.
CHINA
21 Spiele macht Xiang Sun für die Wiener Austria. Der Außenverteidiger war der erste und bisher einzige Chinese, der in der österreichischen Bundesliga aktiv war. Er wurde mit der Austria Cupsieger, spielte insgesamt 69 Mal im Nationalteam seiner Heimat und ist nach Karriereende 2019 stellvertretender Geschäftsführer bei SH Port, dem Klub von ÖFB-Teamspieler Marko Arnautovic.
COSTA RICA
2006 wechselte mit Froylan Ledezma ein Costa Ricaner ins Ländle und spielte sich dort mit sehenswerten Toren in die Herzen der Fans. Ein Jahr später folgte ihm Pablo Chinchilla Vega, der später auch noch beim LASK spielte.
ISLAND
2 Mal spielte Helgi Kolvidsson in Österreich Fußball. 1996 bis 1998 bei der Lustenauer Austria, 2001 bis 2004 beim FC Kärnten. Der isländische Abwehrspieler war zwischen 2011 und 2015 auch als Trainer in Österreich tätig (Lustenau, Wiener Neustadt, Ried) und trainierte später das Nationalteam Liechtensteins.
JAMAIKA
3.671 Minuten spielte Dever Orgill in der österreichischen Bundesliga für den WAC – dann ging es für den jamaikanischen Weltenbummler (Stationen in Finnland und Kanada) in die Türkei, wo er aktuell für Antalyaspor auf Torejagd geht.
DEUTSCHLAND
19 Mal lief Thomas „Icke“ Hässler für Wüstenrot Salzburg auf. Es war die Saison 2003/04 und eine mittlere Sensation, dass der Weltmeister von 1990 und Europameister von 1996 in der Mozartstadt die Schuhe schnürte. In seiner letzten Station vor dem Karriereende gelang ihm allerdings nur mehr ein Tor.
GEORGIEN
106 Partien lang trug David Mujiri das Trikot des SK Sturm Graz. Dank Oberschenkel wie Hermann Maier lehrte er mit seiner Schusstechnik den Torhüter das Fürchten – und öffnete die Bundesligatore für sein Heimatland. Auch aktuell stehen mit Giorbelidze, Lochoshvili (beide WAC), Kiteishvili (Sturm) und Eloshvili (Kapfenberg) ingesamt vier georgische Legionäre unter Vertrag.
3.486 Minuten lang durfte sich Kwang Ryong Pak dem Regime seines Heimatlandes Nordkorea entziehen und in Niederösterreich sein Geld verdienen. Im Sommer 2020 erhielt er keine weitere Arbeitserlaubnis, seitdem ist Nordkoreas Fußballer des Jahres 2013 laut unseren Quellen arbeitslos.
83 Bundesliga-Spiele machte Vitalij Astafjew für die Wiener Austria und Admira Wacker. Der ehemalige lettische Teamkapitän brachte es für seine Heimat auf 167 Länderspiele, was ihn bis 2017 zum europäischen Rekordnationalspieler machte.
2012 schaffte die kapverdische Fußballnationalmannschaft den größten Erfolg der Geschichte – die Qualifikation für den Afrika Cup 2013. Zwei Jahre später ließ der FAC mit der Verpflichtung des kapverdischen Mittelfeldspielers Flavio dos Santos Dias aufhorchen. Gute Leistungen brachten ihm einen Vertrag bei der SV Ried, mittlerweile ist er wieder beim FAC aktiv.
JAPAN
2006 wechselte mit Tsuneyasu Miyamoto der langjährige japanische Teamkapitän nach Salzburg. Nach anfangs unbefriedigenden Leistungen ließ er bald seine Klasse aufblitzen, blieb schließlich aber aufgrund einer Verletzung unter den Erwartungen und brachte es nur auf 21 Spielen in der höchsten Spielklasse.
8 Spiele absolvierten Saoud Fath und Adel Jadoua für Rapid Wien. Als Josef Hickersberger 2002 nach seinen erfolgreichen Stationen in der Wüste zu Grün-Weiß zurückkehrte, bekamen die beiden Teamspieler aus Katar eine Chance, sich im europäischen Fußball zu beweisen. Doch der Durchbruch blieb ihnen verwehrt.
9 Jahre lang bezauberte Vladimir Janocko den österreichischen Fußball (2001 bis 2010). Der slowakische Spielmacher war bei der Wiener Austria, Salzburg und der Admira aktiv.
6 Jahre lang stellte sich Ibrahim Sekagya allem in den Weg, was sich vor ihm aufbäumte. Der Salzburger Innenverteidiger hielt den Bullenladen dicht und wechselte 2013 für ein Jahr zu den New York Red Bulls, wo er mittlerweile als Co-Trainer der zweiten Mannschaft tätig ist.
16.118 Kilometer liegen zwischen James Hollands Geburtsort Sydney und seinem Arbeitsort Linz. Der LASK-Mittelfeldspieler war zwischen 2012 und 2015 bereits bei der Wiener Austria aktiv.
1.063 Bundesliga-Minuten mit dem norwegischen Superstar Erling Haaland waren den österreichischen Fußballfans vergönnt. Es reichte für 17 Tore in 16 Spielen.
174 Kicker kroatischer Herkunft liefen seit 1999/00 in den zwei höchsten Spielklassen Österreichs auf. Nur deutsche Staatsbürger werden ähnlich oft von rot-weiß-roten Klubs beschäftigt.
2008 wechselte der Spanier Ignacio Rodríguez Ortiz – besser bekannt als Nacho – zur SV Ried. Fünf Jahre lang blieb er ein Wikinger und wurde zum Publikumsliebling. Darüber hinaus bescherte er Österreich eine Vielzahl spanischer Gastarbeiter von denen einige – wie Jano oder David de Paula – auch lange blieben.
Text & Recherche: Peter K. Wagner