Karriere

Zeit ist Gesundheit

Austria-Spieler Georg Teigl erlitt bei einem Zusammenstoß gegen den WAC schwere Kopfverletzungen. Heute geht es ihm gut, er wird wieder spielen. Sein Beispiel zeigt, wie wichtig professionelle Hilfe im Stadion ist.

Diesen Tag wird Georg Teigl für den Rest seines Lebens nicht vergessen, auch wenn er an die entscheidenden Momente keine Erinnerung mehr hat.

Es war der 27. Februar 2022, die Austria spielte daheim gegen Wolfsberg. Teigl prallte mit einem Gegenspieler zusammen, Knie traf Kopf, Teigl ging bewusstlos und mit schweren Verletzungen zu Boden. WAC-Spieler Christopher Wernitznig erkannte als Erster den Ernst der Lage, reagierte blitzschnell und brachte Teigl in Seitenlage. Kollege Luka Lochoshvili eilte ebenfalls zu Hilfe und versuchte, Teigls Zunge aus dem Rachenraum zu ziehen. „Ich hatte großes Glück“, weiß Teigl die Hilfe zu schätzen und möchte sich einmal mehr bei allen bedanken, die zur Stelle waren. Der Abtransport und die Versorgung im AKH hätten perfekt geklappt.

Keine Bilder
Eine Videoaufnahme von dem Zusammenstoß hat er danach nur einmal gesehen, „in einer Einstellung von weiter weg. Ich hatte nicht das Bedürfnis, das genauer zu sehen, das hätte mich nicht weitergebracht.“

Heute geht es Teigl gut. „Es gibt keine groben Folgen, ich spüre gar keine Beschwerden mehr.“ Das war lange Zeit nicht so. „Ich hatte anfangs starke Kopfschmerzen, war immer wieder mit Situationen überfordert.“ Autofahren oder ein Ausflug in der U-Bahn waren ihm schnell zu viel der Reize, auch die Nutzung des Mobiltelefons ermüdete ihn rasch. „Mir wurde schnell schwindlig.“ Schritt für Schritt arbeitet sich der 31-jäh- rige Routinier zurück zur Normalität in seinem Beruf. „Ich bin mittlerweile wieder voll belastbar.“ Nur die hochintensiven Trainingsteile möchte er behutsam angehen. Zuletzt absolvierte er auch einige Übungen im Rahmen des Mannschaftstrainings. Teigls Ziel ist es, mit dem Trainingsstart für die kommende Saison wieder sich selbst grünes Licht zu geben.

„Ich habe keine Schmerzen und auch keine Angst davor, auch weil die Bilder von damals weg sind. Ich möchte wieder Fußball spielen. Und habe so richtig Lust darauf, vielleicht sogar noch mehr als je zuvor.“ Vielmehr muss er sich sogar bremsen, weil er zwischendurch zu viel auf einmal wollte. „Da hat mein Körper gleich nein gesagt.“

Schnelle Hilfe
Überhaupt ist der ohnehin bodenständige 31-Jährige noch mehr geerdet als vor dem Unfall. „Das Leben hat eine noch größere Bedeutung bekommen. Man hat ja nur das eine. Ich bin unglaublich dankbar.“ Und dennoch ist es nicht leicht, den Weg zu finden zwischen Demut und Ambitionen. „Weil man in jeder Situation immer etwas verbessern will.“

Dass die Maßnahmen zur Ersten Hilfe stetig überdacht und verbessert werden müssen in der Fußball-Bundesliga, begrüßt Teigl. Sein Beispiel hat gezeigt, wie schnell schwere Verletzungen im immer schneller werdenden Spiel geschehen können, wie wichtig eine schnelle und professionelle Erste Hilfe im Stadion ist.

Auch Spieler sollten ihr Wissen in diesem Bereich immer wieder auffrischen. „Es würde schon Sinn machen. Und wenn man nur ein bis zwei Stunden darüber redet und die einfachen Regeln vor Augen geführt bekommt.“

Wichtig sei die Versorgung durch die Notfallmediziner im Stadion, Zeit ist in diesem Fall Gesundheit. Schnelles und professionelles Reagieren sei das Um und Auf, so Teigl. In seinem Fall ist noch einmal alles gut ausgegangen.

 

Georg Teigl

Geburtstag: 9. Februar 1991
Geburtsort: Wien

RB Juniors (2009 – 2011)
FC Red Bull Salzburg (2011 – 2014)
RB Leipzig (2014 – 2016)
FC Augsburg (2016 – 2020)
FK Austria Wien (seit 2020)

Erfolge
Österreichischer Meister und Pokalsieger (2012), Aufstieg in die deutsche Bundesliga (2016), 8 U21-Länderspiele

Text: Gernot Baumgartner