TEXT: Kerstin Ortlechner
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass auch Männer immer mehr Wert auf ihr Äußeres legen und kleine ästhetische Eingriffe wie Botox und Filler nachgefragter sind denn je zuvor.
Erst kürzlich hat die American Society for Aesthetic Plastic Surgery (ASAPS) berichtet, dass minimalinvasive ästhetische Verfahren bei Männern in den letzten 20 Jahren um 325 % zugenommen haben. Der Markt für Männer-Körperpflege wächst um 1,7 Mal schneller als der allgemeine Hautpflegemarkt. Nicht zuletzt hat das Gerücht „Hat sich David Beckham botoxen lassen?“ zu seinem 40. Geburtstag vor drei Jahren dazu beigetragen, dass das Thema Männerbeauty zunehmend en vogue wird.
DER ENTSCHEIDENDE UNTERSCHIED
Unterscheidet sich Männer- von Frauenhaut? Es gibt evolutionsbedingt und durch Hormone gesteuert eine Reihe von Unterschieden. Männerhaut ist tes- tosteronbedingt fettiger und außerdem etwa 20 % dicker als Frauenhaut. Auch die Dichte des Kollagennetzes ist um einiges größer. Nicht zu vergessen ist, dass die männliche Gesichtsmuskulatur deutlich stärker ist und so auch das Muster der Faltenbildung ganz anders ist. Eine rezente medizinische Studie konnte des Weiteren nachweisen, dass aufgrund der verlangsamten Wundheilung und der höheren immunsuppressiven Belastung durch UV-Licht bei Männern, die Rate an weißem und schwarzem Hautkrebs signifikant höher ist.
DIE RICHTIGE PFLEGE
Pflegeprodukte für Männer enthalten meist weniger Öle, dafür Inhaltsstoffe, die in der Lage sind, die Talgproduktion zu regulieren. So sorgen sie für ein mattes Finish – den ganzen Tag. Ein wirksames Anti-Aging Produkt sollte in erster Linie Antioxidantien wie Vitamin C, E und Phloretin sowie einen Lichtschutzfilter enthalten, um eine frühzeitige Hautalterung durch freie Radikale vorzubeugen. Das sind aggressive Sauerstoffmoleküle, die durch Stress, starke körperliche Belastung, Rauchen, Abgase oder Sonnenstrahlen entstehen. Diese freien Radikale schädigen unsere Zellen, beschleunigen dadurch die Hautalterung und verursachen im schlimmsten Fall Hautkrebs.
DER GLATTE WAHNSINN
Im Jahr 1997 haben in Amerika 286.790 Männer ästhetische Eingriffe durchführen lassen. Im Jahr 2015 ist die Zahl bereits auf 1.2 Millionen in die Höhe geschossen. Kleine Fehler zu korrigieren bzw. durch minimale Interventionen ein wenig frischer auszusehen, ist längst kein absolutes Tabuthema mehr. Auch bei Männern steigt eindeutig die Nachfrage nach diversen Schönheitsbehandlungen. Typischerweise sind diese Männer zwischen 30 und 65 Jahre alt. Großteils handelt es sich dabei um Besserverdiener aus den Bereichen Business, Law, Sport & Art und aus der Modewelt. Während sich viele Frauen Botulinumtoxin spritzen lassen, um jünger auszusehen, zitieren viele Ärzte in der ästhetischen Medizin erfahrungsgemäß die Wettbewerbsfähigkeit als einen der Gründe – wenn nicht sogar als den Hauptgrund – warum sich Männer Botulinumtoxin injizieren lassen. Social Media und Online Dating Plattformen haben ebenso einen entscheidenden Einfluss. Mehr und mehr Männer kümmern sich um ihr äußeres Erscheinungsbild und haben erkannt, dass gute Hautpflege und zusätzlich vielleicht die eine oder andere diskrete Botulinumtoxin- oder Fillerbehandlung helfen kann, einen gesünderen und frischeren Look zu erhalten. Dass diese Therapieansätze nur in die Hände von Experten wie Dermatologen oder plastische Chirurgen gehören, ist dabei allerdings genau so obligat, wie die jeweilige Individualität und Natürlichkeit eines Mannes zu erhalten.
Dr. med. univ. Kerstin Ortlechner
Fachärztin für Dermatologie und Dermatochirurgie sowie ästhetische Medizin