In der NHL ist der Videobeweis bereits im Jahr 1991 eingeführt worden, 1999 zog die NFL nach, und im Jahr 2007 kam bei den Australian Open erstmals das Hawk-Eye bei einem Grand-Slam-Turnier zum Einsatz. Der Fußball war in Sachen Verwendung technischer Hilfsmittel im Vergleich zu anderen Sportarten lange eher puristisch unterwegs. Die Torlinientechnologie wurde erst 2012 zugelassen, und im Vorjahr wurde nach mehreren Testläufen in unterschiedlichen Ländern schließlich die Implementierung des VAR im Regelwerk des IFAB beschlossen. Ab dem Start des Finaldurchgangs im Frühjahr 2021 wird der Video Assistent Referee, umgangssprachlich auch gerne „Videobeweis“ genannt, auch in der Tipico Bundesliga eingesetzt.
FRÜHER ALS GEPLANT
Nachdem die Einführung des Videobeweises im vergangenen Jahr noch für die Saison 2022/23 avisiert worden war, kommt er nun schon eineinhalb Jahre früher im März 2021 zur Anwendung. „Dass wir den VAR nun schon früher als geplant einführen können, freut uns und ist insbesondere der guten Zusammenarbeit mit dem ÖFB und den Klubs zu verdanken“, sagt Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer.
Die Implementierungskosten in der Höhe von rund einer Million Euro trägt der ÖFB, der laufende Betrieb mit rund 1,5 Millionen Euro pro Saison wird von der Österreichischen Fußball-Bundesliga finanziert.
„Die Einführung des VAR ist ein großer und wichtiger Schritt für den österreichischen Fußball. Er macht das Spiel gerechter und sorgt außerdem dafür, dass unsere Schiedsrichter durch den regelmäßigen Einsatz des VAR auch für den Einsatz bei Endrunden und internationalen Bewerben optimal vorbereitet sind“, freut sich auch ÖFB-Präsident Leo Windtner.
UMFANGREICHE AUSBILDUNG
Die Schiedsrichter werden in den kommenden 1,5 Jahren mit umfangreichen Schulungen auf das neue System vorbereitet. Zunächst werden sie in einem theoretischen Training auf die grundsätzliche Vorgangsweise eingeschult und anschließend in Offline-Trainings mit den technischen Gegebenheiten vertraut gemacht. Danach kommen simulierte Szenen und kurze Spielsituationen auf dem Feld hinzu. Abgerundet wird die Ausbildung vom Einsatz des VAR in Testspielen. Die rund 1,5 Jahre Vorlaufzeit entsprechen den Empfehlungen des IFAB (International Football Association Board) sowie den Erfahrungen aus anderen Ligen. Das VAR-Personal soll vorrangig aus dem bestehenden Schiedsrichterwesen rekrutiert werden. Der VAR bietet insbesondere die Möglichkeit, routinierte Schiedsrichter nach ihrer aktiven Karriere auf dem Spielfeld weiterhin im VAR-Team zu behalten.
EIN FALL FÜR VIER
Der VAR beobachtet das gesamte Spiel, kann jedoch nur in vier Situationen bei klaren und offensichtlichen Fehlentscheidungen korrigierend eingreifen: Tore, Strafstoßszenen, Rote Karten sowie Identitätsfeststellungen. Der Schiedsrichter wird dann via Funk vom VAR-Team (bestehend aus einem Video Assistant Referee, seinem Assistenten sowie je einem technischen Operator im VAR-Raum und in der Review-Area am Spielfeldrand) über die strittige Situation informiert. Er kann seine Entscheidung entweder direkt ändern oder die Situation auf einem Monitor am Spielfeldrand selbst beurteilen. Die Letztentscheidung liegt nach wie vor immer beim Hauptschiedsrichter.
MEHR RICHTIGE ENTSCHEIDUNGEN
Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass rund fünf Situationen pro Spiel vom VAR gecheckt werden, wobei ein Check durchschnittlich eine knappe Minute dauert. Im Vergleich mit anderen Unterbrechungen wie Spielerwechseln oder Behandlungspausen ist dies keine große zusätzliche Belastung. Im Durchschnitt wird alle drei Spiele eine klare Fehlentscheidung geändert. Die Anzahl der richtigen Entscheidungen in den vier Einsatzbereichen steigt von 93 auf 99 Prozent an. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer blickt der Neuerung zuversichtlich entgegen: „Alles, was den Fußball gerechter macht, macht den Fußball besser. Nach der Philosophie ‚Geringster Einfluss – höchster Benefit‘ wird es am Ende des Tages mehr richtige Entscheidungen geben.“