25 Klubs in 19 Karrierejahren – der Deutsche Lutz Pfannenstiel würde allein deshalb schon auf ein mehr als außergewöhnliches Fußballerleben zurückblicken. Doch obendrein ist er der bis dahin erste und einzige bekannte Fußballer, der bei jedem der sechs Kontinentalverbände kickte. „Man könnte meinen, dass ich ein schlechter Torwart war“, sagte er einmal, um seine alles andere als alltägliche Laufbahn zu erklären. „Aber in meiner Karriere spielten Zufälle eine große Rolle.
Dabei begann alles so alltäglich – beim 1. FC Kötzling in Bayern. Mit 18 Jahren lehnte der ehemalige U17- Teamtorhüter Deutschlands, der mit Markus Babbel oder Markus Münch in der Nachwuchsauswahl spielte, ein Angebot der Amateurmannschaft des FC Bayern München ab. Er wollte gleich Profi werden. Und ging an einen Ort, der nicht die üblichste erste Auslandsstation eines Deutschen darstellt: Er wechselte nach Malaysia – zu Penang FA. Pfannenstiel blieb nur sieben Monate und schloss sich anschließend dem FC Wimbledon in England an. Nachdem er weder dort noch bei Nottingham Forest richtig Fuß fassen konnte, wechselte er für zwei Jahre auf Leihbasis zu den Orland Pirates nach Südafrika. Es folgten Stationen in Singapur bei den Sembawang Rangers sowie bei Tampere und Haka Valkeakoski in Finnland, ehe er 1998/99 wieder einmal in Deutschland zwischen den Pfosten stand: Bei Wacker Burghausen.Es würde jetzt jegliche Rahmen sprengen, die weiteren Vereine von Pfannenstiel aufzuschreiben. Nur so viel: Bei Dunedin Technical holte er sich den Stempel für den Kontinentalverband Ozeanien, bei den Calgary Mustangs in Kanada jenen der nord- und mittelamerikanischen CONCACAF-Zone. Da waren es gesamt fünf. Und dann fehlte noch? Richtig, Südamerika. Es wurde ein Verein namens CA Hermann Aichinger. Ein Klub mit starker Prägung durch deutsche Einwanderer. Und wären alle diese Vereine nicht spannend genug, erlebte Pfannenstiel auch so die eine oder andere spezielle Episode.
Beispiel 1: In seiner Zeit bei Geylang United in Singapur wanderte er für 101 Tage ins Gefängnis. Wegen angeblicher Spielmanipulation. Das Gericht war der Meinung, er hätte als Torwart zu gut gehalten. Er musste auf nacktem Beton schlafen, mehrere Tage ohne Essen auskommen oder es sich mit den Fäusten erkämpfen.
Beispiel 2 für die verrückte Karriere des ersten „richtigen Welttorhüters“ der Geschichte: Am Boxing Day 2002, Pfannenstiel stand gerade bei Bradford Park Avenue, rammte ihm sein Gegenspieler Clayton Donaldson das Knie unabsichtlich in den Solarplexus. Pfannenstiel musste dreimal wiederbelebt werden, kämpfte mit dem Tod. Auf der Tribüne bangte seine im siebten Monat schwangere Frau um den Vater ihres ungeborenen Kindes. „Es tut mir leid für die anderen, dass das Spiel nicht zu Ende gebracht wurde. Schließlich lagen wir vorn“, sagte er später. Und außerdem stellte er einmal fest: „Wenn ich dort gestorben wäre, wäre es für eine Sache gewesen, die ich liebe.“
Nach seiner aktiven Karriere war er unter anderem Torwarttrainer auf Kuba und Co- sowie Torwarttrainer in Namibia. Doch der Job, den er nun seit 16. Dezember 2018 ausübt, ist vergleichsweise fast langweilig: Er ist Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf.