Der heimische Fußball begab sich im Frühjahr ungewollt auf eine völlig neue, ungewohnte Spielwiese. Ein Virus stand den Spielern und Vereinen, aber auch der VdF plötzlich als beinharter Gegner gegenüber. Lockdown, Kurzarbeit, Homeoffice bestimmten wochenlang das Geschehen. Wie haben die Spieler diese Zeit empfunden? Die VdF fragte nach und erhielt interessante Antworten.
Junge Talente machten ebenso eine völlig neue Erfahrung wie alte Kicker-Hasen, die im Laufe ihrer Karriere schon viel erlebt hatten. Auch diese betraten mit dem Corona-Lockdown absolutes Neuland und mussten sich einmal auf diesem Terrain zurechtfinden.
Austria-Kapitän Alexander Grünwald nützte beispielsweise die Zeit zur Weiterbildung. „Ich sitze viel vor dem Laptop und lerne für die B- Lizenz in der Trainerausbildung. Meinen Kollegen Michael Madl, Zlatko Junuzovic oder Emanuel Pogatetz, die unter anderen mit mir im Kurs sind, geht es ähnlich“, erzählte er damals dem KURIER. „Und für mein Sales-Studium habe ich ohnehin Hausarbeiten zu schreiben, dafür bleibt mehr Zeit, da geht auch viel mehr weiter als sonst im normalen Fußball-Betrieb.“
Salzburg-Routinier Zlatko Junuzovic nützte die Gelegenheit, sich als Familienvater vermehrt den Seinen zuzuwenden. Neben dem Training im Homeoffice und den täglichen Lauftrainings kümmerte er sich um seine Kinder.
„Es war generell auch eine Zeit der Entschleunigung, man ist vielmehr runtergekommen“, gab er in seinem Podcast, den er gemeinsam mit Freund Michael Liendl gestaltet, zu. Plötzlich wurde den Menschen wieder klar, dass profane Dinge mehr Wichtigkeit besitzen als das Streben nach Punkten und Siegen.
FRAGE UND ANTWORT
Die VdF stand als Interessensvertreter parat und versuchte zu helfen, organisatorisch, juristisch oder einfach nur emotional. Man hörte sich bei den Spielern um, wie sie Corona, den Lockdown und danach die Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs erlebt hatten. Man stellte sieben Fragen und erhielt viele interessante Antworten. Hier einige Ergebnisse einer ganz neuen, persönlichen Studie:
Wie bewertest du die Kommunikation zwischen Verein und Spielern von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut)?
Die erste und zweite Liga waren sich einig – jeweils mit Note 7 zeigten die Spieler überwiegend Zufriedenheit damit, welchen Umgang die Vereinsverantwortlichen in der heiklen Phase wählten. Die Kicker von Salzburg, der Austria und Lafnitz vergaben sogar die Höchstnote 10, bei den meisten anderen Klubs wurde offenbar ein guter verbaler Doppelpass gespielt. Nur bei Hartberg (2), Amstetten (4), Wolfsberg (4), Klagenfurt (5), Innsbruck (5) und St. Pölten (5) hätte mehr Information dem harmonischen Miteinander durchaus gutgetan.
Wurdest du vom Verein ausreichend zum Thema Kurzarbeit informiert?
Vorwegschicken muss man freilich, dass dieses Thema auch für die Arbeitgeber ein absolutes Neuland darstellte. Die wenigsten wussten sofort, was auf alle handelnden Personen in diesem Bereich zukommen würde. Aber auch hier nickten die Spieler beider Ligen einheitlich anerkennend und vergaben abermals die gute Note 7. Ein durchaus gutes Zeugnis für die Klubs. Allerdings hätte mehr Aufklärung in Hartberg (2), Wolfsberg (4), Amstetten (4), Kapfenberg (4) oder St. Pölten (5) sicher für mehr Ruhe und Verständnis gesorgt.
Würdest du nach heutigem Wissen nochmals in Kurzarbeit gehen?
Die Mehrheit sagte in diesem Fall JA. In der ersten Liga würden 114 Spieler wieder in Kurzarbeit gehen, während gleichzeitig 43 in einem weiteren Anlassfall anders handeln würden. Interessant, dass bei der Austria mehr Spieler auf eine Kurzarbeit verzichten würden als umgekehrt. In der zweiten Leistungsklasse sprachen sich 143 Kicker für eine weitere Kurzarbeit aus, 72 wären damit nicht nochmals einverstanden. Salzburg und LASK waren die einzigen Teams, die nicht in Kurzarbeit gingen.
Wurdest du deiner Meinung nach in der Phase der Kurzarbeit korrekt entlohnt?
Der für die Spieler vielleicht wichtigste und interessante Punkt der Umfrage. Wie alle anderen Arbeitnehmer auch blieben sie lange Zeit im Unklaren, wie viel am Monatsende bzw. zu Monatsbeginn tatsächlich netto auf das Konto überwiesen würde. Nur schrittweise wurde – auch für die Personalabteilungen – immer klarer, wie sich das Gehalt in der Kurzarbeit berechnen lässt. Den LASK-Spielern bereitete dies freilich keine Kopfschmerzen, ebenso wenig wie den Salzburgern. Bei den anderen Klubs wurde die finanzielle Handhabe durchaus positiv wahrgenommen. 117 Spieler der ersten Liga fühlten sich korrekt behandelt, 39 dagegen nicht. In der zweiten Liga zeigten sich 184 zufrieden; 37 glaubten, dass sie nicht korrekt entlohnt wurden.
Wurdest du von deinem VdF-Vertreter in der Mannschaft ausreichend informiert?
Eine Kategorie, die für die Spielergewerkschaft freilich von großer Bedeutung ist, zumal man darauf bedacht ist, die Kommunikation zu den Teams mittels eines Vertreters optimal zu gestalten. Und das Ergebnis unterstreicht, dass die Verbindung eine sehr gute ist, denn in beiden Ligen wurde die Frage mit der Note 8 beantwortet.
Die Spielervertreter der VdF übernahmen in der schwierigen Zeit die nötige Verantwortung und standen ihren Kollegen Rede und Antwort, um in jedem einzelnen Fall Hilfestellung zu leisten. Auch wenn das nicht bei allen Vereinen so gesehen wurde, so ist zumindest eine Diskussionsbasis in den meisten Fällen vorhanden.
Bist du froh, dass du allein und persönlich für dich über die Kurzarbeit entscheiden durftest? Oder wäre es dir lieber gewesen, ein Betriebsrat hätte generell die Entscheidung für alle getroffen?
Die Installierung eines Betriebsrates ist seit Jahren ein Thema, das immer wieder auf den Tisch kommt, um dann wieder zwischenzeitlich zu verschwinden. In Zeiten von Corona fühlten sich die Spieler von den Vereinen gut informiert und von der VdF auch gut vertreten. Für einen Betriebsrat sprachen sich insgesamt 51 Spieler aus, während 371 Profi-Kicker froh darüber waren, selbst die Entscheidungen treffen zu können.
Allerdings würde sich das Verhältnis im Ergebnis höchstwahrscheinlich verschieben, würde ein Betriebsrat schon generell in jedem Verein existieren und hätten sich Spieler schon in anderen Belangen an ihn wenden können. VdF-Vorsitzender Gernot Zirngast: „Es wäre in solchen Situationen auch für die Vereine leichter, wenn sie mit zwei oder drei Spielern reden und nicht mit der gesamten Mannschaft.“ Zirngast nimmt zur Kenntniss, dass die Spieler in der Corona-Frage lieber individuelle Entscheidungen treffen wollten. „Das ist auch zu akzeptieren. Im Fußball ist der Betriebsrat offensichtlich kein dringliches Thema, er ging in dieser Phase der Mehrheit der Spieler auch nicht ab.“ Schlussendlich wurden meist im Kollektiv Mannschafts-Entscheidungen getroffen.
Wie bewertest du die Arbeit der VdF in der Corona-Zeit?
Mit den Noten 7 (in der ersten Liga) und 8 (in der zweiten Liga) wurde die herausfordernde Arbeit der Gewerkschaft in Zeiten wie diesen durchaus auch honoriert. In der ersten Liga konnten sich 23 Spieler keine Meinung bilden, in der zweiten Liga waren es mit 86 durchaus beachtlich viele.
In diesem Fall benötigt es freilich mehr Transparenz, um auch aufzuzeigen, welche Anstrengungen im Hintergrund getätigt werden, um zum Wohl der Spieler einiges bewirken zu können. Zirngast: „Grundsätzlich sprechen die Ergebnisse aber für eine gute Zusammenarbeit.“
Gernot Baumgartner, VdF-Sekretär, hebt wiederum das Miteinander zwischen VdF, Bundesliga und ÖFB in dieser Zeit hervor. „Auch wenn wir in der Meinung nicht immer ganz deckungsleich in allen Bereichen waren, so haben doch alle gemeinsam an einem Strang gezogen.“ Und nur so kann man übermächtige Gegner bekanntlich bezwingen …