Mario, was genau sind deine Aufgaben beim ÖSV und inwiefern spielt Recht dabei eine Rolle?
Mario Reiter: Ich bin im ÖSV für den Bereich Vermarktung verantwortlich und damit für Sponsorings, Verbandspartnerschaften und die Athletenvermarktung. Akquise, Umsetzung, Betreuung, Vertragsabwicklung. Und spätestens bei der Vertragsausgestaltung geht es ins Detail.
Hast du das Gefühl, dass sich die Bedeutung des Rechts seit deiner Zeit als aktiver Sportler verändert hat?
Reiter: Als aktiver Sportler, und das liegt in meinem Fall schon 15 Jahre zurück, ist es im Skirennsport primär deine Aufgabe schnellstmöglich einen Kurs zu bewältigen. Da bekommst du die Bedeutung des Rechts im Sport in erster Linie dann mit, wenn etwas nicht so läuft wie es sollte. Auch zu meiner Zeit gab es Sponsoren und Geld im Sport zu verdienen. Solange jeder seine Verpflichtungen einhält nimmst du als Aktiver die Bedeutung nicht wahr. Im gleichen Maße wie die Kommerzialisierung im Sport vorangegangen ist, ist eben durch mehr Player mehr Geld im Spiel. Dementsprechend steigt die Notwendigkeit von klaren vertraglichen Regelungen.
Philipp, wie sieht das im österreichischen Basketball aus? Du bist ja seit letztem Jahr als Generalsekretär im Verband tätig und dort unter anderem auch für arbeitsrechtliche Themen, Sponsoringverträge, TV-Lizenzen und vieles mehr zuständig. Kann ein Sportverband oder auch ein Verein heute ohne juristische Unterstützung geführt werden?
Philipp Trattner: Nein das ist nicht möglich. Ohne Rechtsberatung und Steuerberatung ist ein Verbands- bzw. Vereinsleben nicht mehr vorstellbar. Auch meiner Ansicht nach hat es in den letzten Jahren einen sehr starken Wandel im Sport gegeben. Die Spielerverträge, Versicherungen, der gesamte Basketballsport ist in seinen Strukturen einfach professioneller geworden. Aufgaben die früher Ehrenamtliche erledigt haben müssen heute von Angestellten übernommen werden. Aber selbst als Hauptberuflicher kann man nicht sämtliche Bereiche abdecken. Da braucht es in vielen Fällen noch Beratung von externen Experten.
Sandro, dein Weg ist bisher etwas anders verlaufen. Du hast deine aktive Fußballerkarriere beendet und dich dann gleich dazu entschlossen, die juristische Laufbahn einzuschlagen. Das ist dann doch etwas ungewöhnlich. Meist entscheiden sich ehemalige Athleten eher für ein Sport- oder Sportmanagement-Studium. Wieso ist deine Wahl auf Jus gefallen?
Sandro Lindschinger: Im September 2009 hatte ich innerhalb von fünf Jahren meine neunte Knieoperation. Irgendwann habe ich mich dann gefragt, ob es nicht auch etwas anderes gibt, als dem Ball hinterherzujagen, sich zu verletzen und anschließend stundenlang in der Rehab zu verbringen. Das war schon recht frustrierend für mich. Ich brauchte an dem Punkt einfach eine Veränderung und wollte mit dem Fußball komplett abschließen. Deshalb kam auch ein Sport- oder Sportmanagementstudium für mich nicht in Frage. Heute bin ich auch wieder als Trainer tätig und organisiere Fußballcamps. Die Kombination mit meinem JusStudium finde ich spannend und hoffe für mich auch in Zukunft beruflich nutzen zu können.
Eure Studienkollegen kommen aus sämtlichen Bereichen des Sports, teilweise mit juristischer Vorbildung, teilweise ohne. Eigentlich eine sehr inhomogene Gruppe. Könnt ihr trotzdem voneinander profitieren?
Reiter: Unsere Studiengruppe ist das bunteste und vielleicht spannendste Projekt aus meinem beruflichen Erfahrungsbereich, und der ist wirklich nicht langweilig. Menschen mit unterschiedlichsten Zugängen, Ausbildungen und Berufs- und Lebenserfahrungen, die sich doch alle im Sport und seinen rechtlichen Verknüpfungen wiederfinden. Es macht riesig Spaß und soweit ich es beurteilen kann, kommt jeder gerne zu unseren Blockmodulen.
Trattner: Ja, mit Sicherheit profitieren wir stark voneinander. Wir haben einen Richter in unseren Reihen, der einfach über sehr viel praktische juristische Erfahrung verfügt. Mario bringt ein Know-how aus dem Sponsoringbereich mit, das es in Österreich in der Form wahrscheinlich selten gibt. Eine unserer Kolleginnen ist im Dachverband tätig. Durch sie habe ich gelernt, dass wir Fach- und Dachverbände gar nicht so weit auseinanderliegen. Und der Input von Gernot Baumgartner, der die Sichtweise der Gewerkschaft miteinbringt, ist auch für mich als Verbandsverantwortlicher äußerst spannend.
Lindschinger: Auch ich schätze diese Diversität der Gruppe. Wir tauschen Erfahrungen aus und lernen voneinander. Das ist wirklich genial. Auch die Vortragenden, die allesamt Top-Experten in ihren Bereichen sind, geben uns so viel mit für die Praxis.
Die Arbeit beim Verband ist mit Sicherheit sehr zeitintensiv, wie geht sich daneben dann auch noch ein Studium aus?
Reiter: Der Spagat zwischen Job, Familie und Studium ist eigentlich breiter als meine Beine lang sind. Dazu kommt auch die Entfernung zwischen Wohn-, Arbeits- und Studienort. Das Interesse an der Weiterbildung, die Lehrinhalte und die Qualität der Vorträge und die unglaublich bunte Studiengruppe machen den Aufwand bis jetzt aber ganz leicht wett.
Trattner: Ich kann das Studium mit der Arbeit sehr gut vereinen. Einerseits nehme ich mir Urlaub, ich habe aber auch das Glück, auf ein großes Entgegenkommen meines Präsidenten und des Vorstandes zu stoßen. Außerdem spielen mich meine Mitarbeiter auch sehr gut frei.
Und wie schwierig ist es, sich als Nichtjurist so intensiv mit den juristischen Themen im Sport zu befassen?
Reiter: Mein Berufsalltag hat mich in der Praxis schon sehr tief in dieses Thema geführt. Es ist höchste Zeit mein theoretisches Wissen auf denselben Stand zu bringen.
Trattner: Ich kenne sehr viele der behandelten Themen aus der Praxis, daher ist es nicht schwierig mich darauf einzustellen und mich damit zu befassen. Ich profitiere sehr stark davon.