Karriere

„War mir nie zu schade“

Georg Heu agierte 30 Jahre lang im Profibereich als Bundesliga-Keeper und als Torwart-Trainer. Während er in seiner aktiven Karriere im Schatten von Franz Wohlfahrt, Michael Konsel und Otto Konrad stand, zählt er jetzt in seinem Bereich zur absoluten Spitze. Denn ihm war schon immer klar, dass man um Besonderes zu erreichen, auch Besonderes leisten muss. Und das hat er dann auch getan….

Georg, du bist deiner Torhüter-Leidenschaft mit der Gründung von Keepersport, dem Spezialisten für Torhüter-Bedarf, auch nach der aktiven Karriere treu geblieben – war dieser Weg schon vorgezeichnet? In der ersten Zeit als Profi wollte ich mich nur auf Fußball konzentrieren, habe aber auch versucht, mich als Person weiterzuentwickeln und meine mentale Stärke zu fördern. Mit 27 Jahren habe ich dann konkret begonnen, mich mit dem „Danach“ zu beschäftigen. Ich bin früh mit 22 Jahren Familienvater geworden und durch die Engagements beim FavAC und beim Kremser SC, die finanziell nicht so gut dagestanden sind, war mir klar, dass ich eine Verantwortung wahrzunehmen habe und nicht an mich alleine denken kann. Ich habe dann Thomas Stadler kennengelernt, der in der Sportartikelbranche tätig war. Gemeinsam haben wir Sportastic gegründet und mit dem Vertrieb von Bällen in Schulen und Kindergärten begonnen. Das habe ich fünf Jahre lang während meiner Zeit als Profi gemacht. Sportastic ist in der Folge immer größer geworden und es war eigentlich nicht meine Inspiration, Tennis- und Schulsachen zu verkaufen, weshalb ich mich im Guten von Thomas Stadler getrennt habe. Das war dann die Geburtsstunde von Flying Keeper, das später zu Keepersport wurde.

Vom Elfmeterkiller zum Online-Seller – wie kam es zu dieser Entwicklung? Mit Flying Keeper habe ich gemeinsam mit drei Telefondamen halbtags neben dem Fußball Torwart-Restposten an Vereine vertrieben. Aus Flying Keeper wurde dann wie gesagt die Keepersport GmbH, die ich heute gemeinsam mit meinen Gesellschaftern Martin Krenn und Franz Kalla führe. 1999 folgte dank eines Fans von Mödling schon der erste Online-Shop, der diesen als Studienprojekt entwickelte. Mittlerweile sind wir in 17 Ländern vertreten und haben unseren Hauptsitz sowie unseren Store in Kottingbrunn, wo wir Torhütern bei einer Auswahl von unter anderem über 800 Torwarthandschuhen eine richtige Sandkiste auf 250 Quadratmetern bieten.

Wie hast du den Spagat zwischen Fußballprofi und Unternehmer geschafft? Es ist harte Arbeit, ich habe viel selber gemacht, war mir nie für etwas zu schade. Ohne besondere Leistung kommt auch nix Besonderes heraus. Wenn du dann die Ergebnisse siehst, macht das natürlich Spaß.

Wie würdest du deine Tätigkeit beschreiben? Also über all die Jahre habe ich eigentlich von der Buchhaltung bis hin zum Selbstbedrucken fast alles gemacht. Zu Beginn hab’ ich nach dem Training selbst Pakete verschickt. Je größer das Unternehmen wird, desto mehr musst du abgeben und deinen Mitarbeitern anvertrauen. Heute bin ich vor allem im strategischen Bereich tätig, aber genauso in die Produkt-

entwicklung involviert.

Vor dem Unternehmertum warst du in erster Linie Torwart und das hauptsächlich in Mödling. War der Reiz für ein anderes Abenteuer nie so gegeben? Das ist an zweierlei Sachen gelegen: ich war und bin ein sehr erdiger Mensch, der mit der Familie und Heimat immer sehr verbunden war. Zum anderen gab es zu meiner Zeit sehr viele gute Torhüter wie Konsel, Konrad, Wohlfahrt, Knaller und Lindenberger. Da war es schwer bei Klubs wie Rapid oder der Austria zu landen. Es gab aber sogar einmal ein Angebot von Rapid, aber ich dachte mir damals, was soll ich mich mit einem Konsel duellieren, um dann zweiter Torhüter zu sein. Mein Pech war, dass Konsel kurze Zeit später zu Roma gegangen ist – aber das konnte man ja nicht wissen. Außerdem gab es damals noch kein Bosman-Urteil, was einen Wechsel ins Ausland wiederum schwierig gestaltete.

Was war das größte Spiel deiner Karriere? Es war für mich immer schön gegen große Klubs wie Rapid, Austria, Salzburg oder Tirol zu spielen, wo viel los war. Bei Spielen gegen Rapid war für mich fast schon vorher klar, dass ich danach im Team der Runde bin (lacht). Gegen solche Teams bin ich automatisch irgendwie immer besser gewesen. Ich erinnere mich auch gerne an die gehaltenen Elfmeter gegen Spieler wie Savicevic, Kühbauer und Wallner.

Was sind deine Erkenntnisse, wenn du mit dem jetzigen Wissensstand auf deine Zeit als Profi zurückblickst? Ich kann jedem nur empfehlen, sich während der aktiven Karriere auch mit etwas anderem zu beschäftigen, sonst baust du geistig ab. Und für guten Fußball brauchst du auch einen guten Geist. Also ich rede von Weiterbildung, Sprachen lernen etc. und nicht nur ans nächste Training zu denken.

Wohin soll die Reise mit Keepersport gehen? Vorweg – Geld hat noch nie eine große Rolle gespielt, wir leben unseren Beruf jede Minute. Nach 30 Jahren als Profi war und ist es mein Ziel, meine Leidenschaft weiterzuleben. Mein Traum ist es, dass irgendwann jeder Torwart auf der Welt weiß, was Keepersport ist.

Georg Heu wurde am 31. Oktober 1965 in Mödling geboren und lebt heute als Vater von zwei Kindern in einer Beziehung in Kottingbrunn in Niederösterreich nur zwei Kilometer vom Firmensitz entfernt.

Beim VfB Mödling gelang Heu 1987 der Sprung vom Nachwuchs in die Bundesliga. Bis auf zwei kurze Gastspiele beim Kremser SC und dem FavAC hielt er dem VfB Mödling bzw. dem 1997 fusionierten VfB Admira Wacker Mödling die Treue. Noch während seiner aktiven Zeit startete Heu 2004 sein zweites Standbein als Tormanntrainer in der Südstadt. 2005 beendete er seine aktive Karriere und war noch bis 2016 für die Admira als Torwarttrainer tätig.

Nach seiner selbständigen Tätigkeit bei der Firma Sportastic gründete Heu mit Flying Keeper den Vorläufer der heute erfolgreichen Keepersport GmbH, die aktuell in 17 Ländern der Welt vertreten ist und über 40 Mitarbeiter zählt.